Schriftstellerei: Das Schreiben von Büchern

Schriftstellerei: Das Schreiben von Büchern

Es ist schon eine besondere Freizeitbeschäftigung, dieses Schreiben von Büchern. Der Autor sitzt, am frühen Morgen oder tief in der Nacht, in seiner Schreibstube oder, in der modernen Variante, mit dem Laptop auf der Couch. Der Kuli gleitet über das Papier, die Finger fliegen über die Tasten. Stunde um Stunde vergeht, ohne dass er merkt, wie viel Zeit er in das Schreiben investiert. Dann ist die Szene fertig, die unbedingt aus dem Kopf heraus wollte. Sie wird immer und immer wieder gelesen und verändert werden. Doch erst einmal ist sie im Kasten.

Sie waren allein, standen sich gegenüber. Er fasste ihre Hände, seine Augen suchten ihren Blick; aus Annas langen Wimpern lösten sich Tränen. Er küsste ihre Hände, dann nahm er sie in den Arm. »Komm mal her. Du bist so emotional. Ich bin es doch nur. Ein Mann, der sich wie ein kleiner Junge auf deinen Besuch gefreut hat. Und dessen Gefühle in diesem Augenblick ebenso verrückt spielen wie deine. Du bist wieder hier. Es ist, als würde ich träumen.« 

»Darf ich dich küssen?«, fragte sie leise

Er legte alle Gefühle in seine Antwort. Anna gab sich diesem Kuss hin. Der riesige Flur, in dessen Mitte sie standen, versank. Er war ihr so vertraut, als wäre er nie weggewesen. Es war wie ein Sturm, der einmal durch ihren Körper fegte. 

Allein in San Francisco. Anna und Mike. Flickenteppich

Wie schreiben Sie?

Ein Wort nach dem anderen. So lautet die Antwort von Stephen King auf die Frage, wie er seine Werke zu Papier bringt. Es kommt der Realität nah. Eine Erklärung, wie das eigentlich funktioniert, mit dem Schreiben, ist schwierig. Und sehr individuell, denn jeder Autor realisiert es anders.

Das eigene Werk gerät in Vergessenheit

Vor einiger Zeit las ich in einem Blog die Schilderung einer Autorin über ihre Arbeit an einem Roman. Wie wir wissen, können die wenigsten allein vom Schreiben leben. Die Autorin konnte sich für einen Zeitraum von drei Monaten nicht ihrem Werk widmen. Ihr Job hatte sie zu sehr in Anspruch genommen. An einem freien Abend nahm sie ihr Manuskript wieder in die Hand. Sie hatte etwa 125 Seiten verfasst und musste es zunächst vollständig lesen, da sie nicht mehr wusste, worum es ging. Ich finde diese Hintergrundinfos interessant. Weil das Schreiben von jedem Autor anders realisiert wird.

Ich bin Teil meiner Geschichte

Wenn ich schreibe, bin ich Teil meiner Geschichte. Ich lebe mit ihr. Jeder der neun Romane meiner Anna-und-Mike-Ennealogie hat im Schnitt fünfhundert Seiten. Ich arbeite seit knapp zwölf Jahren daran, denn auch ich finde nicht immer die Zeit, mich dem kreativen Schreiben zu widmen. Doch wenn ich nach ein paar Wochen oder auch Monaten eines der fertigen Manuskripte aufschlage, bin ich sofort in der Handlung. Suche ich eine bestimmte Szene, benötige ich zwei oder drei Wörter als Suchbegriff, dann habe ich habe sie gefunden. Ich bin mein Roman. Er stammt aus meiner Feder. Ich kann nur schwer nachvollziehen, warum die Autorin nach einem Vierteljahr Pause lesen musste, was sie selbst geschrieben hatte. Aber jeder geht anders an die Arbeit heran. Das ist das Spannende. Meine Geschichten sind in meinem Kopf. Durch Gedanken, Erlebnisse oder Erfahrungen formen sie sich. Und dann wollen sie heraus. Ein Wort nach dem anderen.

Schreiben auf Bestellung?

Eine andere Autorin erzählte, dass sie eine Romanreihe mit drei Büchern erfolgreich bei einem Verlag veröffentlicht hatte. Dann wurde sie gebeten, einen vierten Teil zu schreiben. In einer vorgegebenen Zeitspanne. Es ist ihr gelungen, auch das vierte Buch wurde erfolgreich veröffentlicht. Das bewundere ich, denn ich könnte das nicht. Meine Geschichte ist in meinem Kopf zu Ende. Und so hätte ich vermutlich ein Problem, wenn ein Verlag eine Fortsetzung wünschen würde. Dies ist einer der Gründe, aus denen ich mich für das Abenteuer Selfpublishing entschieden habe. Ich gehe diesen Weg in diesem Jahr. Und ich bin sehr gespannt, wohin er mich führt. 

Vom Schreiben leben

Es ist der Traum eines jeden Schriftstellers: Mit seinen Büchern so viel Geld zu verdienen, dass es zum Leben reicht. Im Grunde träumt jeder Künstler, jeder Freischaffende davon. Doch nur wenige haben das Glück, ihr Hobby zum Beruf machen zu dürfen. Es sollte uns nicht frustrieren. Ein Hobby ist per Definition eine Freizeitbeschäftigung. Das Schreiben ist kreativ, fantasievoll, wir tauchen ein, in fremde Welten, erwecken sie zum Leben. Wir bringen unsere Erfahrungen ein, unsere Träume und Wünsche. Manchmal unser eigenes Leben. Für mich gibt es kein schöneres Hobby. Wunderbar finde ich, dass wir heute viele Möglichkeiten haben, unser Werk vorzustellen. Und selbst, wenn wir nie vom Schreiben leben werden: Wir haben etwas Eigenes geschaffen. Und das allein ist ein so schönes Gefühl. Ich freue mich jeden Tag auf meine Schreibzeit. Und habe Respekt vor dem Moment, an dem ich Anna und Mike endgültig loslassen muss. Doch es gibt schon jetzt andere Geschichten in meinem Kopf. Ich schreibe, seit ich vierzehn Jahre alt bin. Es wird mein Leben immer begleiten.


Titelfoto: © viarami | pixabay