Der kleine Neff

Der kleine Neff

„Der kleine Neff“ ist eine Kurzgeschichte über einen Mann mittleren Alters, der seine tiefe Unzufriedenheit über die häusliche Situation auf seine Mitarbeiter überträgt, die er in einem Produktionsbetrieb als Schichtleiter betreut. Die Thematik soll in das Romanfragment Meine kleine Eva einfließen.

Irgendwann hörte ich einmal eine interessante These: Menschen, die sich zu Hause unterdrückt oder benachteiligt fühlen, können unangenehme Zeitgenossen sein sein, wenn sie im Beruf eine Führungsverantwortung übernehmen oder auf sonstigen Positionen etwas zu sagen haben. Es wird nicht der einzige Grund für Ungerechtigkeiten im Arbeitsleben sein. Auf jeden Fall ist es ein Thema, das viel Potenzial bietet.

Die Inspiration für diese Kurzgeschichte kam durch eine Person, die mir persönlich begegnet ist. Und es gab eine Nachricht, die sich zu Beginn des Jahres 2021 in den sozialen Netzwerken verbreitete. Der Deutschlandfunk berichtete von einem Mitarbeiter, der als Schlachter in der Fleischfabrik Tönnies arbeitete und sich über die Arbeitsbedingungen während der Corona-Pandemie beschwerte.

Ein frustrierter Menschen in Führungsverantwortung

Was motiviert leitende Angestellte, ihren Mitarbeitern keinen Urlaub zu gewähren oder bei Krankheit mit einer Kündigung zu drohen? Kann es sein, dass derjenige Probleme aus dem eigenen Leben kompensieren möchte?  Der kleine Neff ist Schichtleiter in einem Produktionsbetrieb. Er ist mit seinem privaten Leben unzufrieden. Die Folgen tragen seine Kollegen. Hier kannst du meine Geschichte lesen.



Der kleine Neff: Das Cover

Cover zu "Der kleine Neff". Eine Kurzgeschichte von Jete G. Schroeder

Eine Geschichte benötigt ein Cover: Dies gilt für E-Books ebenso wie für klassische Bücher. Ich habe mir von der KI helfen lassen: Zwischen dem Rasenroboter und seiner Arbeitsstelle führt Neff ein Leben voller Unzufriedenheit. Er möchte gern etwas ändern. Aber es fehlt ihm der Mut.

Tief im Inneren weiß er, dass er seinen Kollegen Unrecht tut. Doch er kann nicht aus seiner Haut. Die Autorität, die ihm zu Hause fehlt, erzwingt er im beruflichen Bereich. Für ihn ist es eine Befriedigung, die Seiten zu wechseln: Vom unterwürfigen Ehemann zu Hause zum Chef, der etwas zu sagen hat.

Arbeit ja, Krankheit nein, Urlaub verboten

Kommen wir noch einmal zum Stein des Anstoßes: Am 21. Januar 2021 verbreitete sich der Post mit der Aussage des Schlachters in den sozialen Netzwerken. Die Fleischfabrik geriet während der Pandemie aufgrund von gehäuften Coronaausbrüchen in die Schlagzeilen. Der Mitarbeiter äußert sich anonym zu seinen Arbeitsbedingungen. Die Androhung einer Kündigung bei Krankheit schüchtert viele Arbeitnehmer ein: Sie fügen sich und kommen zur Schicht, obwohl sie sich nicht gut fühlen.

Beim Lesen des Posts geisterten Fragen in meinem Kopf herum: Warum gibt es im 21. Jahrhundert Arbeitgeber, die im Zeitalter der Industrialisierung steckengeblieben sind? Warum gibt es Arbeitnehmer, die in solchen Betrieben arbeiten? Und warum tut niemand etwas dagegen?

Freiberufler haben kleine Vorteile

Als Freiberuflerin kenne ich solche Probleme glücklicherweise nicht. Was nicht heißt, dass meine Berufsgruppe im Schlaraffenland lebt. Viele bekommen während des Urlaubs und der Krankheit gar kein Geld. Auftragsmangel oder 16-Stunden-Tage sind keine Fremdwörter. Doch das sind kleinere Übel, zumindest dann, wenn man es mit den im Post dargestellten Arbeitsbedingungen vergleicht. 

Urlaub als Rechtsanspruch im Gesetz

Ich habe nie in einem Angestelltenverhältnis gearbeitet und kann keine eigenen Erfahrungen beitragen. Aber wenn ich für meine Texte recherchiere, bekomme ich hin und wieder Einblick in die gesetzlichen Vorschriften. Daher weiß ich, dass Urlaub als Rechtsanspruch im Gesetz verankert ist. Und in besagtem Gesetz steht ausdrücklich, dass der Arbeitnehmer individuell bestimmt, wann er seinen Urlaub nimmt.

Es gibt diese dringenden betrieblichen Gründe, die dagegen sprechen könnten. Doch es gibt auch die Vorgabe an den Arbeitgeber, Anstrengungen mittleren Aufwands zu unternehmen, um den Mitarbeitern den gewünschten Urlaubszeitraum zu ermöglichen. Es erschließt sich mir nicht, dass es Arbeitgeber gibt, für den die Arbeitskraft der Mitarbeiter selbstverständlich ist, nicht aber die -gesetzlich vorgeschriebene- Gewährung des Urlaubs.

Krank ist krank

Wer krank ist, kann nicht arbeiten gehen. Wie kommt ein Arbeitgeber darauf, Mitarbeitern mit der Kündigung zu drohen? Wir sind Menschen, keine Roboter. Menschen können krank werden. Nicht selten tragen die Arbeitsbedingungen dazu bei. Schon vor Corona gab es in Deutschland so viele Krankschreibungen aufgrund psychischer Diagnosen, wie nie zuvor. Mobbing ist ein aktuelles Dauerthema. Was herrscht in diesen Unternehmen für ein Arbeitsklima? Ich glaube, ich möchte es nicht wissen.

Was du nicht willst, das ich dir tu …

Eine weitere Frage, die sich mir aufdrängt, ist die: Wie würde sich der Vorarbeiter, der Abteilungs-, Schicht-, Teamleiter selbst fühlen, wenn er unter derart widrigen Bedingungen arbeiten müsste? Vielleicht würde seine Gesundheit auch eines Tages streiken?

Toxische Arbeitswelt

Fragen über Fragen. Gesellschaftspolitische Themen wie diese beschäftigten mich. Sie machen mich wütend, ich möchte sie hinterfragen, darüber diskutieren. Wir Autoren schreiben Geschichten, wenn uns etwas bewegt. Lange Romane oder Kurzgeschichten. Ich habe meine Gedanken über diese toxische Arbeitswelt niedergeschrieben. Was sind das für Vorarbeiter, Teamleiter, Schichtleiter und warum verhalten sie sich so? Du findest die Story als Kurzgeschichte in meiner Ideenwelt. 

Das Zeitalter der Industrialisierung endlich hinter sich lassen

Diese ungerechte Arbeitswelt gibt es leider in vielen Unternehmen. Doch es existiert auch eine neue Welt mit Strukturen, die den Mitarbeitern ein hohes Maß an Flexibilität und Kreativität einräumen. So sehr uns Corona alle belastet: Das Arbeiten ist durch die Pandemie moderner geworden.

Leider bleiben Homeoffice und Gleitzeit in den meisten Industriebetrieben Fremdwörter. Stattdessen wird mit der Stechuhr gearbeitet. Aber vielleicht wachsen die Welten irgendwann zusammen. Ich wünsche es dem anonymen Mitarbeiter der Fleischerei und allen anderen, für die ein Jahresurlaub, freie Tage oder die Genesung von einer Erkrankung ohne Angst um den Arbeitsplatz nicht selbstverständlich sind. Das Zeitalter der Industrialisierung ist vorbei. Auch sehr, nun, ich sage mal sehr traditionelle Unternehmen sollten es endlich hinter sich lassen.