Langzeitbeziehung: Wenn die Liebe ein Leben lang hält
Langzeitbeziehungen sind ein Phänomen aus dem vorigen Jahrtausend. So ähnlich habe ich es vor einiger Zeit in einem sozialen Netzwerk gelesen. Es ist etwas Wahres dran: Jeder von uns lebt in einem Kreis von vertrauten Menschen. Dazu gehören Familie und Freunde, aber auch Bekannte und Kollegen. Aus meinem Kreis kann ich bestätigen: Mein Mann und ich leben eine Langzeitbeziehung, und wir sind Exoten. Trennungen sind häufiger, als dass es Paare miteinander aushalten. In meiner Kindheit war es umgekehrt: Nur wenige meiner Mitschüler hatten getrennte Eltern. Woran liegt dieser Wandel und was sind die Tücken der Langzeitbeziehung? Warum lohnt es sich, sie zumindest anzustreben? Tauche mit mir ein, in ein schönes, aber nicht immer einfaches Lebensmodell.

Was ist eine Langzeitbeziehung?
Eine einheitliche Definition, ab wann eine Beziehung „für eine lange Zeit“ besteht, gibt es nicht. Einige Quellen sprechen schon davon, wenn ein Paar drei Jahre zusammen ist. Andere beschreiben einen Zeitraum von fünf bis zehn Jahren. In jedem Fall kommen weitere Merkmale wie ein gemeinsamer Lebensmittelpunkt und übereinstimmende Ziele und Werte hinzu. Zudem sollte das Paar eine tiefe emotionale Bindung zueinander haben.
Beim Blick auf die Unterhaltsregelung für getrennte oder geschiedene Paare sprechen die Gesetze erst bei mindestens fünfzehn Ehejahren von einer „Langzeitehe“. Bei sehr kurzen Ehen unter drei Jahren haben die Partner nicht so hohe Ansprüche gegeneinander.
In meinem Verständnis sollte ein Paar eine zweistellige Anzahl an Jahren gemeinsam verbringen, wenn wir von einer Langzeitbeziehung sprechen wollen. Aber Zahlen sind nur eine von verschiedenen Komponenten, die eine lange Beziehung ausmachen.
Gemeinsames Leben? – Eine anspruchsvolle Aufgabe
Ein langes gemeinsames Leben stellt die Partner vor Voraussetzungen, die sich immer wieder ändern. Wer sich früh im Leben gebunden hat, wird gemeinsam mit dem Partner erwachsen. Beide entwickeln sich weiter, gewinnen an Reife, haben mit den Jahren oft unterschiedliche Wünsche und Vorstellungen. Es gibt neue Begegnungen mit Menschen, die anziehend sind. Eine neue Liebe ist ebenso ein Killer für bestehende Beziehungen wie ständiges Flirten, fehlende gemeinsame Interessen oder das geringe Bedürfnis nach Nähe.
Doch selbst, wenn schöne Augen anderen Menschen gegenüber oder die Sehnsucht nach fremder Haut kein Problem darstellen, gibt es weitere Klippen, die das Paar umschiffen muss. Leider haben sich viele Paare nach langen gemeinsamen Jahren nichts mehr zu sagen. Jeder lebt in seinem Kosmos, Gemeinsamkeiten gibt es nur, wenn die Kinder und Enkel kommen oder wenn ein Urlaub ansteht. Andere haben sich so stark auseinander entwickelt, dass die Vorstellungen vom letzten Lebensdrittel in völlig unterschiedliche Richtungen gehen.
Es gibt auch praktische Streitpunkte: Dazu gehören das Geld, die Haushaltsführung oder die Frage, ob sich das nächste Urlaubsziel in den Bergen oder am Meer befinden sollte. Und nicht zuletzt zanken Paare auch, wenn es um den Umgang mit erwachsenen Kindern geht.
Nicht immer ist eine Lösung greifbar, und so trennen sich heute mehr Paare, als dies in der Generation unserer Eltern oder Großeltern der Fall war. Dabei lohnt es sich mitunter zu kämpfen. Doch der Trend, weiterzuziehen und etwas Neues zu suchen, ist so modern, dass die Langzeitbeziehung mitunter als ein verstaubtes Relikt aus längst vergangenen Zeiten wahrgenommen wird.
Früher war alles anders
Vielleicht kennst du aus deiner Familie die langen Beziehungen: Oma und Opa sind 60 oder 65 Jahre verheiratet. Sie haben sich als Teenager kennengelernt und nie einen anderen Partner gehabt. In einer Zeit, in der jede dritte Ehe geschieden wird und die durchschnittliche Anzahl der gemeinsamen Ehejahre bei 14 liegt, kommen Langzeitbeziehungen nicht mehr so häufig vor, wie noch in den Zeiten unserer Eltern und Großeltern. Was sind die Gründe dafür?
Das Leben der Generationen vor uns war eher von Sicherheit geprägt, als von der lebenslangen Liebe. Meine Großmütter, beide in der Kaiserzeit geboren, hatten keinen klassischen Beruf. Eine Oma wuchs in einem Pfarrhaushalt auf. Sie heiratete einen jungen Arzt. Im Haushalt meiner Großeltern gab es ein Kindermädchen und eine Köchin. Im Krieg geriet mein Opa in russische Gefangenschaft, die Ehe überlebte die Trennung nicht. Er verließ Oma für das Kindermädchen und heiratete später noch ein drittes Mal.
Meine andere Oma war die Tochter eines Fischers und Obstzüchters. Opa war Gärtnermeister, Oma half auf den Ländereien und im Gewächshaus. Kurz vor der Goldenen Hochzeit starb mein Opa. In der Generation gibt es viele Langzeitehen, und was die Senioren berichten, ist rührend. Die ein oder andere Jugendliebe hat es durch das Leben geschafft. Doch es war eine andere Zeit. Die Ehen waren eher geprägt durch gegenseitige Fürsorge, aber auch eine gewisse Abhängigkeit vom Verdienst des Mannes.
Höhere Selbstbestimmung und geringere Toleranzschwelle
Heute gibt es immer weniger Beziehungen, in denen die Frau nicht selbst arbeitet und finanziell vom Mann abhängig ist. Wer selbstbestimmt lebt, hat eine geringere Toleranzschwelle. Sicher blieben Paare früher nicht nur zusammen, weil sie allein nicht zurechtgekommen wären. Ich denke, die Ehe wurde mehr gepflegt, als dies heute der Fall ist. Eine Scheidung galt als Makel.
Eine Jugendliebe hat auch deshalb weniger Chancen, weil junge Menschen die Langzeitbeziehung nicht mehr vorgelebt bekommen. Es ist keine Gesetzmäßigkeit, dass Kinder getrennter Eltern keine gute Beziehung leben können. Aber der Stellenwert der Langzeitbeziehung ist im 21. Jahrhundert ein anderer. Es gibt viel mehr Möglichkeiten, das Leben zu gestalten. Das macht es schwieriger, gemeinsame Werte zu finden, gerade in jungen Jahren. Mit dem besonderen Phänomen der Jugendliebe beschäftige ich mich in diesem Text.
Nicht immer waren die Paare wirklich glücklich
Ein eher trauriges Beispiel für eine Langzeitehe gab es in meiner Verwandtschaft: Ein Cousin meines Vaters heiratete in den 1960er-Jahren eine junge Frau, die er beim Tanzen kennenlernte. Sie war 21, er 24 Jahre alt. Es war eine große Hochzeit, die am Tag der Silberhochzeit seiner Eltern begangen wurde. Beide bekamen drei Kinder miteinander.
Als das jüngste Kind erwachsen wurde, waren die Eltern Anfang 50. Sie hatten sich auseinandergelebt und nicht mehr viel zu sagen. Er war herrschsüchtig und ungerecht, doch sie dachte gar nicht daran, sich scheiden zu lassen und aus dem Haus auszuziehen, das seinen Eltern gehört hatte. Fortan lebten beide mehr als 30 Jahre nebeneinander her.
Der Cousin meines Vaters starb nach längerer Krankheit mit 89 Jahren. Wenige Monate später hätten beide ihren 65. Hochzeitstag gefeiert. Oder auch nicht, denn sie sprach mit ihm kein Wort mehr. An seinem letzten Geburtstag, den er erleben durfte, saß er von seiner Frau getrennt. Weder hatte sie für eine angemessene Kleidung gesorgt, er konnte sich allein nicht mehr behelfen, noch half sie ihm beim Essen. Das übernahmen dann die Kinder.
Bei der Beisetzung war sie am Boden zerstört, auf der Schleife stand als Abschied: In Liebe. Der Pfarrer sprach vom Kennenlernen, von der Zeit mit den Kindern, aber nicht von der Ehe und nicht von irgendwelchen Gemeinsamkeiten. Die Frau hätte sich im 21. Jahrhundert vermutlich scheiden lassen. Doch sie wollte ihr Zuhause, ihr Leben nicht aufgeben. So lebte sie es an seiner Seite weiter. Ein typisches Beispiel für eine Langzeitbeziehung, die mehrere Jahrzehnte tot war.
Es gibt aber auch viele Beziehungen, die über Jahrzehnte gut funktionieren. Was nicht bedeutet, dass sich die Paare nie streiten oder nicht auch mal ans Aufgeben denken. Im Alter sind sind diese Paare oft sehr glücklich. Sie blicken mit Stolz und mit Wehmut auf ihre gemeinsame Zeit zurück. Doch wie kann das funktionieren?
40 Jahre Beziehung – mit Mitte 50
Die Statistiken sprechen dagegen, doch es gibt Paare, die es auch heute noch schaffen, mit Mitte 50 auf vierzig gemeinsame Jahre zurückzublicken. Zu diesen Paaren gehören wir. Ich war 18, mein Mann 19, als wir geheiratet hatten. Wir waren zwei Jahre zusammen und hatten ein Kind. 25 Jahre später heirateten wir ein zweites Mal kirchlich. Wir haben mehr als ein halbes Leben miteinander verbracht und dabei verschiedene Phasen durchlebt. Wenn ich zurückschaue, kommt es mir vor, als wären wir miteinander erwachsen geworden. Das musste schnell gehen, weil wir so früh Eltern geworden sind. Aber vermisst haben wir nie etwas. Allerdings waren die Bedingungen für die Elternschaft in der DDR ganz anders, als dies heute der Fall ist.

Jedes Jahrzehnt bringt Veränderungen
Die Anfänge waren turbulent, denn das erste, was wir in unserem gemeinsamen Leben hatten, war unser Kind. Mein Mann stammt aus Mecklenburg, er zog zu mir. Wir lebten ein Dreivierteljahr bei meinen Eltern, dann heirateten wir und bekamen unsere erste gemeinsame Wohnung. Beides bedingte in der DDR einander.
Mit siebzehn schon am Traualtar, zwei Kinder als sie zwanzig war …
Aus dem Song „Vielleicht irgendwann“ von Juliane Werding. BRD 1987
Die Schlager von Juliane Werding liebe ich bis heute, obwohl sie schon mehr als 15 Jahre keine Musik mehr macht. Die erste Line aus „Vielleicht irgendwann“ habe ich so tief verinnerlicht, weil ich zum Zeitpunkt der Veröffentlichung des Songs schwanger war und wusste, dass wir heiraten werden. Tatsächlich bekam ich mit 20 Jahren mein zweites Kind. Doch was danach besungen wird, stimmt dann nicht mehr: Unsere Liebe schlief nicht ein, mein Mann ging nicht fort und ließ mich nicht allein. Doch das ist leider ein Weg, den viele junge Frauen erleben müssen.
Nach zehn Jahren Beziehung hatten wir drei Kinder und ein Haus, in dem wir heute noch leben. Die Zeit war geprägt durch das Familienleben, es setzte sich in unserem zweiten Jahrzehnt fort. Unser viertes Kind wurde mit einigem Abstand zu den Großen geboren, die ersten beiden wurden erwachsen. Das gemeinsame Leben begann sich zu verändern. Plötzlich hatten wir Zeit für uns und konnten damit erst einmal gar nichts anfangen.
Silberhochzeit und Start ins kinderfreie Leben
In unser drittes gemeinsames Jahrzehnt fiel die Silberhochzeit und die Erkenntnis, dass unser viertes Kind mittlerweile ein Teenager ist. Wir entdeckten uns ganz neu. Reisen, Ausflüge, Kino, das Abendbrot auch mal ausfallen lassen, am Wochenende lange schlafen und einfach die Freiheit genießen: Das hatte schon was. Wir konnten die Kinder gut loslassen, ich war immer eng mit meiner Arbeit und meinen Projekten verbunden und nie die Übermutter, die Angst hat, nach der Kinderzeit in ein tiefes Loch zu fallen. Klar tut das Loslassen weh, aber das Neue war einfach zu aufregend, als dass ich viel Zeit zum Trauern hatte.
Das kam in einer kurzen Phase im vierten Jahrzehnt. Da fiel Corona rein, der 18. Geburtstag unseres jüngsten Sohnes und die Erkenntnis, dass diese Zeit nie wieder kommen wird. Wir wuchsen als Paar weiter zusammen, meisterten unsere 50. Geburtstage und den Gedanken, dass wir nun schon im letzten Lebensdrittel angekommen sind. Wollten wir je so alt werden?
Doch in meinem Schnelldurchlauf bin ich wenig in die Tiefe gegangen. Was genau hält uns denn nun eigentlich zusammen? Natürlich die Kinder. Doch es gibt noch ein wenig mehr.
Das Ding mit den gemeinsamen Werten
In unserer regionalen Tageszeitung werden Paare, die 60 oder 70 Jahre miteinander verheiratet sind, nach ihrem Rezept gefragt. Das finde ich immer recht spannend, denn wie du nun weißt, können wir auch schon ein bisschen mitreden. Natürlich ist jedes ältere Paar einzigartig und gibt individuelle Antworten. Doch sieben Aspekte scheinen wirklich eine Zutat für ein langes gemeinsames Leben zu sein:
- Vor dem Schlafengehen immer vertragen
- Toleranz und Vertrauen
- Dem anderen auch mal Freiraum lassen
- Bei Problemen miteinander reden
- Gleiche Hobbys und Interessen
- Miteinander lachen können
- Bei Schwierigkeiten nicht gleich aufgeben
Ich muss gestehen, dass wir in unserer langen gemeinsamen Zeit nicht immer alle Zutaten verwendet haben. Die auf uns Zutreffenden habe ich mal fett markiert. Die Sache mit dem Schlafengehen müssen wir noch üben, und das Reden ist bei uns immer schwierig gewesen. Wir kommen aus ganz unterschiedlichen Elternhäusern: Mein Vater diskutierte so intensiv auch die kleinsten Kleinigkeiten aus, dass es anstrengend war. Mir blieb gar nichts anderes übrig, als mich zu verteidigen, er hätte sonst keine Ruhe gegeben. Das habe ich in mein Leben als Erwachsene mitgenommen. Heute bin ich ihm nicht nur dankbar: Ich glaube, dass ich ihm sehr ähnlich bin und ziemlich oft diskutiere.
Nicht immer passt die Herkunft zusammen
Im Elternhaus meines Mannes gab es die Maxime, dass es keine Probleme gibt, wenn man einfach den Mantel des Schweigens darüber ausbreitet. In der Konsequenz gab es ein Leben „für die Leute“ und eins hinter verschlossenen Türen, das niemand kennt. Ich finde sowas ganz furchtbar, und es ist sicher keine Überraschung, dass wir nicht so gut harmoniert haben
Mein Mann hat sein Zuhause früh verlassen und wollte nie so leben. Aber das Reden bleibt schwierig. So ist es nicht verwunderlich, dass wir in dieser Beziehung wie Feuer und Wasser sind und sicher noch einige Jahre brauchen werden, bis wir in diesem Punkt unsere Mitte gefunden haben.
Und nun komme ich zu einem wichtigen Punkt: Eine Ehe ist lebenslanges Lernen. Der eine oder andere Kampf gehört auch dazu. Wenn mir jemand erzählen möchte, dass er oder sie seit 40 Jahren auf einer rosaroten Wolke schwebt, glaube ich ihm oder ihr kein Wort. So etwas gibt es nicht. Aber fünf von sieben Punkten stimmen, da sind wir ganz gut aufgestellt. Und dann kommt noch ein ganz wichtiger Aspekt kommt noch dazu: Die Lebensplanung.
Kinder, Karriere, Urlaub …
Einer möchte sich im Urlaub am Strand aalen, ein Buch lesen, aufs Meer glotzen und nichts weiter tun, als ab und zu ins Wasser springen. Der andere will in den kühlen Bergen Mountainbike fahren, klettern oder lange Wanderungen genießen.
Kinder sind ein Lebensthema, das eine Beziehung auf vielen Wegen stark belasten kann. Der Mann möchte eine große Familie, die Frau will sich eine Schwangerschaft aber nur einmal antun. Oder nach mehreren Jahren erfolgloser Versuche stellt das Paar fest, dass es mit der Familienplanung nicht so einfach wird, weil einer von beiden nicht oder nur eingeschränkt zeugungsfähig ist.
Die Frau ist in einem Haus mit Garten aufgewachsen, der Mann in einer Wohnung mit Balkon. Beide lieben die Wohnform ihrer Kindheit und möchten sich nicht verändern. Er kann sich nicht vorstellen, im Garten zu arbeiten, sie möchte nicht ohne einen Garten leben. Ein früheres befreundetes Ehepaar hat sich an dieser Frage so aufgerieben, dass die Scheidung am Ende stand.
Der Mann will Karriere machen und möglichst viel Geld verdienen, um seine Familie abzusichern. Seine Frau hat ebenfalls studiert und will nach der Geburt der Kinder ebenfalls ins Berufsleben zurück. Er sieht das gar nicht ein, schließlich verdient er genug. Sie möchte keine Hausfrau sein.
Seine Reiselust, die er in seiner Studienzeit intensiv ausgelebt hat, scheitert an ihrer Flugangst. Niemals möchte sie in einen Airbus steigen und stundenlang um den halben Erdball fliegen.
Er kennt und liebt den Campingurlaub an Nord- oder Ostsee aus Kindertagen. Sie ist mit ihren Eltern nach Mallorca oder Gran Canaria geflogen. Mit All Inklusive und Sonnengarantie. Das findet er langweilig. Nur Hotel, essen, baden, feiern und schlafen. Kein Fahrrad, kein Auto, kein Kochen auf der Gas-Sparflamme. Was sie sich überhaupt nicht vorstellen kann. Schlafen im Zelt? Stundenlang mit dem Wohnwagen durch die Gegend zuckeln? Regen und kühle Tage?
… und der Alltag
Wir kennen das Monster alle: Es heißt Alltag und dreht sich um dreckige Socken in der Wohnzimmerecke, das ungerichtete Bett im Schlafzimmer, die offene Zahnpastatube und das Badezimmer, das nach Dusche oder Vollbad unter Wasser steht. Sie braucht zwei Stunden vor dem Spiegel und kommt zu jeder Verabredung zu spät.
Der Geschirrspüler ist nicht ausgeräumt, die Wäsche türmt sich, und das Paar streitet um die Zuständigkeiten. Wenn dann das Geld vor dem Monat alle ist, ein Partner ständig Überstunden machen muss, der andere in dieser Zeit den Haushalt allein schmeißt und vergisst, im Garten das Unkraut aus den Beeten zu entfernen: Dann hat der Alltag zugeschlagen.
All diese Beispiele zeigen die vielen Facetten einer Beziehung. Sie sind in jeder Partnerschaft anders, aber sie müssen über Jahrzehnte hinweg immer wieder neu gelöst werden. Wenn du das gemeinsam mit deinem Partner schaffst, dann hast du die Chance, eine Langzeitbeziehung zu leben.
Ich wollte mich öfter mal scheiden lassen
Wir haben in den vielen Jahren so einige Stürme erlebt, und es gab hier und da den Gedanken, das Ganze einfach hinzuschmeißen. Darüber sprach ich vor kurzem auf einem Volksfest mit einer Bekannten aus meiner Jugendzeit, die ich zufällig traf. Sie war gerade ein bisschen genervt, von ihrem Ehemann, und wir stellten fest, dass wir uns fast im gleichen Jahr kennenlernten. Allerdings waren ihr Mann und sie nicht so jung. Ich wollte mich öfter mal scheiden lassen, sagte sie, aber dann fanden beide doch immer wieder einen Weg. Jetzt freuen sie sich auf die baldige gemeinsame Rente.
Das ist ein wichtiger Punkt, vielleicht der wichtigste: Reden, nie aufgeben, immer wieder kämpfen, sich auf das besinnen, was wir haben, und nicht ständig nach etwas Besserem suchen: Das sind gute Grundlagen für eine Langzeitbeziehung.
Gemeinsam erwachsen und gemeinsam alt werden
Wenn ich auf die knapp 40 gemeinsamen Jahre zurückblicke, kommt es mir vor, als wären wir zusammen erwachsen geworden. Wir sind durch so viele Phasen gegangen, und, so wir die durchschnittliche Lebenserwartung erfüllen, liegen noch einmal drei Jahrzehnte vor uns. Wir werden gemeinsam alt. Wenn das Arbeitsleben vorbei ist, stellen wir uns das richtig schön vor, denn der Alltag ist unsere größte Hürde. Doch wir arbeiten daran. Bis zur Rente haben wir bestimmt einen Weg gefunden, damit noch besser umzugehen. Und wenn nicht, brauchen wir dann auch nicht mehr danach zu suchen. Denn denn kommt die Zeit für uns, die wir in unserer Jugend nicht hatten. So wir gesund bleiben.
Mini-Quiz: Wie gut kennen wir uns & wo stehen wir?
Du möchtest gemeinsam mit deinem Partner herausfinden, wo eure Beziehung steht oder was ihr besser machen könnt? Nehmt euch Zeit füreinander: Hier ist ein kleines Quiz:
Tipp zur Anwendung:
- Beantwortet jede Frage ehrlich für euch selbst.
- Tauscht euch anschließend in Ruhe aus – ohne Kritik, mit echtem Interesse.
- Es geht nicht ums „richtig“ oder „falsch“, sondern ums Zuhören und Verstehen.
1. Teil: Wie gut kennen wir uns?
- Was ist der größte Wunsch deines Partners / deiner Partnerin aktuell?
- Welcher Moment war für euch beide bisher am schönsten?
- Was macht dein Partner / deine Partnerin, wenn er/sie gestresst ist?
- Wie zeigt dein Partner / deine Partnerin am liebsten Zuneigung?
- Was ist seine/ihre „kleine Macke“, die du eigentlich ganz charmant findest?
2. Teil: Unsere Beziehung heute
- Wann hast du dich das letzte Mal wirklich mit deinem Partner verbunden gefühlt?
- Gibt es etwas, das du dir aktuell in der Beziehung mehr wünschen würdest?
- Was schätzt du besonders an eurem Miteinander im Alltag?
- Wo seid ihr als Team besonders stark?
- Gibt es Themen, die ihr oft vermeidet – und warum?
3. Teil: Blick in die Zukunft
- Was wünschst du dir für eure Beziehung in ersten Jahr?
- Was möchtet ihr als Paar noch gemeinsam erleben oder erreichen?
- Gibt es etwas, das ihr verändern oder loslassen möchtet?
- Was brauchst du, um dich auch langfristig sicher und geborgen zu fühlen?
- Was könntest du tun, um aktiv zur Beziehung beizutragen?
Meine Protagonisten Anna und Mike begleiten sich durch neun Romane. Leben sie eine Langzeitbeziehung oder auf welche Weise sind sie miteinander verbunden? Hier bekommst du erste Infos.

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