Buchcover mit KI gestalten – ja oder nein?
Seit 2022 hat die KI Einzug in die Welt der Kreativen gehalten. Dies führte dazu, dass Jobs verloren gingen. Für Selfpublisher brachte es neue Möglichkeiten. So kannst du ohne präzise Vorkenntnisse ein Buchcover mit KI gestalten. Der Algorithmus entwickelt eine Grafik oder eine Szene, die du solange verändern kannst, bis sie dir gefällt. Die Schriftart und die Farbe für das Cover lassen sich ebenfalls frei definieren. Doch in diesem Zusammenhang ergeben sich Fragen: Sollten Autoren ihr Buchcover überhaupt mithilfe einer KI gestalten? Wie sieht es mit den Rechten aus? Was ist mit der Moral? Und was sagen die Leser dazu? Hier bekommst du einen tieferen Einblick in das Thema.

Meine Coverbilder hat die KI erstellt
Nach meinem Bekenntnis, erotische Szenen in meinen Büchern zu schreiben, folgt nun ein zweites: Ich erstelle meine Cover selbst. Dafür nutze ich Canva. Für die Entwürfe der Coverbilder suchte ich bislang Fotos aus, die ich zu einer Zeichnung umwandelte. Das Ergebnis war okay. Aber ich wusste: Irgendwas muss ich verändern. Die Cover waren nicht aussagekräftig genug.
Der KI hatte ich mich lange verschlossen. Für das Erstellen meiner Texte gilt das dauerhaft: Ich setze beim Schreiben keine KI ein. Doch die Buchcover sind für mich eine Herausforderung. Ich bin Autorin und keine Grafikerin. Dennoch möchte ich meine Bücher rundum selbst gestalten. Ich mag es einfach, dass mein Buchprojekt rundum von meinen Ideen getragen wird.
Dabei werde ich keinem Grafiker seinen Job wegnehmen: Für mich stand es von Anfang an fest, dass ich alles selbst machen möchte. Ob das gut oder schlecht gelingt, entscheidet letztlich der Leser. Ich kann nur sagen, dass ich nie darüber nachgedacht habe, einen Designer für das Cover oder einen Lektor für den Inhalt zu beauftragen. Dies ist ein Grund, warum ich so lange an meiner Romanreihe arbeite. Ich habe Spaß daran, mich auszuprobieren, und ich lerne gern dazu. Nun habe ich die KI für die Covererstellung genutzt.
Durch den Rat eines Freundes lud ich die App von ChatGPT und probierte ein bisschen umher. Ich fand mich schnell ein, in den Algorithmus. Nach drei Tagen Vollzeit-Einsatz hatte ich die Coverbilder fertig. Ich fügte sie in das Layout ein, das ich zuvor bei Canva erstellt hatte. Wenn du magst, kannst du sie auf der Vorstellungsseite für meine Romanreihe Anna und Mike anschauen und mir ein Feedback in den Kommentaren geben. Es sind vermutlich noch nicht die finalen Cover, die in den Druck gehen werden. Doch das Gerüst gefällt mir gut.
ChatGPT in der Bezahlversion
Ich habe mich für die Nutzung von ChatGPT entschieden und bin damit sehr zufrieden. Anfangs hatte ich die kostenlose Version ausprobiert. Du kannst sie zum Erstellen von Bildmaterial nutzen. Allerdings bist du auf vier Varianten in 24 Stunden beschränkt. Dann kannst du den Chat weiter befragen, aber keine Bilder mehr erstellen. Es kommt eine Nachricht, dass du dich in 24 Stunden wieder melden darfst, um neue Bilder anzufragen.
Mit der Bezahlversion – sie kostet im Monat 22,50 EUR – bist du in der Bilderstellung nicht begrenzt. Du kannst monatlich kündigen. Ich nutze Apple, der Abschluss des Abos erfolgt über iTunes und kann mit einem Klick gekündigt werden.
KI-Design für ein komplettes Cover
Nachdem ich dem Bot erzählt hatte, dass ich die Bilder für ein Buchcover benötige, wollte er mir das komplette Cover erstellen. Doch das nahm ich nicht in Anspruch. Ich habe nur die Bilder entwickeln lassen und den Rest mithilfe von Canva zusammengebaut. Somit kann ich nicht sagen, ob die gesamte Covererstellung mit ChatGPT zu guten Ergebnissen führt. Im Netz gibt es aber Berichte von zufriedenen Autoren, die mit der KI gute Cover entwickelt haben.
Canva als Ergänzung zu ChatGPT
Canva kannst du ebenso wie ChatGPT in einer kostenlosen Version nutzen. Die Bearbeitung von Grafiken ist in einer Webversion am PC oder Laptop und mittels App auf dem Smartphone oder Tablet möglich. Die Premiumversion kostet 11,99 EUR im Monat. Sie bietet dir viele Optionen, ein Cover selbst zusammenzubauen. Wenn du bislang noch nie mit einem Grafikprogramm gearbeitet hast, benötigst du etwas Einarbeitungszeit. ChatGPT nimmt dir hingegen die gesamte Arbeit ab.
Übrigens: Canva hat einen eigenen KI-Bildgenerator. Diesen habe ich noch nicht ausprobiert. Auch das Layout für die Rückseite des Covers fehlt mir noch.
Weitere Optionen für die Erstellung von KI-Buchcovern
ChatGPT taucht in der Liste von nützlichen KI-Programmen für die Erstellung von Covern gar nicht auf. Doch es war in aller Munde, ich kannte kein anderes und nahm die Empfehlung meines Freundes an. Wenn du Google fragst, werden dir diese fünf Lösungen angezeigt:
- Album Cover Generator – Fotor.
- Text zu Bild Generator – Artguru.ai.
- Topmedia – Abstraktes und illustriertes Album.
- Midjourney – Unique Album Cover Generator.
- Dream AI – Personalized Album Cover Generator.
Ich kann zur Qualität und zur Arbeit mit diesen Programmen leider nichts beitragen. Vor der Erstellung dieses Artikels habe ich mich in Autorenforen zu dem Thema belesen. Dort wurde die Nutzung von Midjourney positiv erwähnt.
Midjourney ist eine Anwendung von Künstlicher Intelligenz (KI), die in der Lage ist, KI-Kunst zu erschaffen.
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Midjourney
Vermutlich ist diese Lösung für die Erstellung von Buchcovern noch besser geeignet, als ChatGPT. Ich bin bislang mit der Mutter aller KI-Lösungen sehr zufrieden. In einem Blogartikel von Dianas Design Studio ist beschrieben, wie du aus einer Kombination aus ChatGPT und Midjourney ein Buchcover erstellen kannst. Der Artikel ist aus dem Jahre 2023 und zeigt, dass die Idee recht schnell nach der Veröffentlichung der KI für jedermann geboren war.
Zeichnungen als Bilder auf Buchcovern?
Vielleicht denkst du gerade, na gut, Zeichnungen sind ja nicht so schwierig zu erstellen wie komplexe Grafiken. Das stimmt, und vielleicht reicht auch mir die Leistung von ChatGPT bei der Erstellung anderer Cover für Bücher, die in meiner Schublade liegen, nicht mehr aus. Für meine Anna-und-Mike-Ennealogie sind die Zeichnungen perfekt. Ich möchte sie genau so haben, weil Anna seit frühester Jugend zeichnet. Es macht ihr Spaß, sie liebt den Zeichenunterricht in der Schule. Später nutzt sie ihr Talent, um sich zu entspannen oder um schwierige Momente in ihren Zeichnungen zu verarbeiten.
KI einfach mal ausprobieren
Möchtest du die Covererstellung einmal ausprobieren? Bei ChatGPT sind die ersten Schritte kostenlos, das hat mich überzeugt. Die Plattform Midjourney erfordert eine Anmeldung. Ob sofort Kosten anfallen, kann ich leider nicht sagen. In den Foren habe ich gelesen, dass für die Erstellung von aussagekräftigen Fotos Kosten zu zahlen sind. Wenn dich das Thema interessiert, kannst du eine der Diskussionen auf dem Autorenforum der Lektoratssoftware Papyrus nachlesen. Dort siehst du auch ein KI-generiertes Bild mit seinen Stärken und Schwächen.
Ich kann den Kommentatoren insofern zustimmen, dass die Generierung von Bildern Zeit erfordert. Die Coverbilder für meine neun Anna-und-Mike-Bände habe ich aus mehr als 200 generierten Zeichnungen ausgewählt. Es ist nicht so, dass du der KI sagst jetzt mach mal, und dann hast du das perfekte Bild. Gerade bei der Schaffung von Figuren musst du ganz genau erklären, was du dir vorstellst. Bei ChatGPT wirst du mit Fragen durch den Prozess geleitet. Manchmal klappt es prima, manchmal kommt Nonsens heraus. Somit brauchst du Geduld. Aber das ist eine grundlegenden Voraussetzungen für alle Autoren, die ein Buch schreiben und es im Selfpublishing veröffentlichen möchten.
KI-generierte Bilder auf meinem Blog
Wenn du die Beiträge auf meinem Blog schon ein wenig länger verfolgst, ist dir vielleicht aufgefallen, dass die Zeichnungen verschwunden sind und durch KI-generierte Bilder ersetzt wurden. Der Übeltäter bin ich. Eine einheitliches Design meiner Seite war mir von Anfang an sehr wichtig. Im Moment dreht sich alles um meine Romanreihe: Die Themen des Blogs, der Schreibprozess und die Schritte zur Veröffentlichung. Ich wollte das Design auf die Romane abstimmen und habe meinen Blogartikeln nun auch KI-generierte Zeichnungen verpasst. Wenn ich ein neues Projekt beginne, könnte sich das Design ändern. Oder ich bleibe dabei, sozusagen als mein Markenzeichen.
Mit diesem Artikel bekenne ich mich nun zur Nutzung der KI bei der Erstellung von Bildmaterial für die Buchcover und die Beitragsbilder auf meinem Blog. Doch in diesem Zusammenhang ergeben sich einige Fragen. Ich habe sie eingangs schon erwähnt: Wie steht es mit den Rechten, mit der Moral, und möchten die Leser derartige Cover überhaupt sehen?
Künstliche Intelligenz und die Sache mit der Moral
Vorab: Ich bin als Autorin, die im Butterjob mit SEO einen Teil ihres Einkommens erwirtschaftet hat, von der KI ersetzt worden. Das war 2023, und ja, es hat mir anfangs sauer aufgestoßen. Wir haben in Deutschland so strenge Gesetze in Bezug auf den Datenschutz. Und dann bedient sich die KI an den Texten, die meine Kollegen und ich in vielen Jahren Arbeit erstellt haben? Doch der Unmut legte sich dann doch, denn:
- Veränderungen in der Arbeitswelt sind im Verlauf der Jahre ganz normal.
- Wenn sich eine Tür schließt, öffnet sich eine Neue: Ich habe mit meinen Erfahrungen aus meinem Job eigene Blogs zum Leben erwecken können.
- Wir können den Fortschritt nicht aufhalten. Das Kaufhaus löste Tante Emma ab, der Geldautomat den Bankschalter, die Online-Reisebuchung das Reisebüro. Gleichzeitig entstehen neue Aufgaben, an denen wir uns messen können.
- Ich bin für meine Arbeit – das Erstellen von Texten – entlohnt worden und habe die Rechte abgegeben. Erst an den Kunden, und nun, wie es scheint, an die KI.
- Die KI wird den Künstler nicht vollständig ersetzen. Es ist ein Hype, der sich mit der Zeit relativieren wird. Es ist ein Unterschied, ob ein Autor ein Text schreibt oder eine KI. Und es ist ein Unterschied, ob ein Künstler ein Bild erstellt oder ein KI-Generator.
Reddit: Diskussionen zum Thema KI-generierte Bilder
Auf Reddit gibt es eine interessante Diskussion zum Thema KI-generierte Buchcover, die du bei Interesse hier nachlesen kannst. Die Plattform versteht sich als Diskussionsforum, bei dem die User die Themen definieren. Rund um das Schreiben von Büchern gibt es einige sogenannte „Subreddits“, die sich mit dem Autorenleben und somit auch mit der KI beschäftigen.
In der Diskussion um KI-generierte Coverbilder werden unter anderem folgende Behauptungen aufgestellt:
- Autoren, die KI-generierte Cover verwenden, lassen das ganze Buch von der KI schreiben.
- Leser kaufen keine Bücher mit KI-generierten Covern.
- Es ist ethisch und moralisch nicht richtig, KI-Cover zu verwenden
Die ersten beiden Behauptungen lasse ich mal so stehen. Sicher wird es Autoren geben, die ein Buch mitsamt Cover von der KI generieren lassen. Aber sicher sind es nicht alle, was meine Schriftstellerei beweist: Ich habe nicht ein einziges der etwa 1 Millionen Worte meiner Bücher von der KI schreiben lassen.
Ob Leser keine Bücher mit KI-generierten Büchern kaufen, ist bislang nicht in Studien oder repräsentativen Umfragen bewiesen worden. Und es gibt es auch Meinungen wie diese:
Hört nicht auf Reddit.
Traditionelle Verlage und die größten Unternehmen der Welt nutzen KI. Also macht einfach weiter.
An diesem Punkt sind die Anti-KI-Leute im Grunde die Veganer der Tech-Welt und sie versammeln sich hier auf Reddit.
xiglooks im Jahre 2024
Dieser Meinung schließe ich mich an: Ich kann mir nicht vorstellen, dass Buchverlage die künstliche Intelligenz vollkommen ausblenden. Auch sie werden sich in den verschiedensten Bereichen davon inspirieren lassen. Doch wie steht es denn nun mit der Moral und der Verantwortung gegenüber den Künstlern, die – zumindest teilweise – ihre Arbeit verlieren oder bereits verloren haben?
Ein guter Künstler findet einen Weg
Meiner Meinung nach ist die KI eine Entwicklung, die viel verändern wird. Sie geht irgendwann einmal in die Geschichte ein, wie die Entwicklung des Radios, um ein Beispiel zu nennen. Es hat zu einem veränderten Sozialverhalten der Menschen geführt. Im 19. Jahrhundert wurde Musik von Künstlern bereitgestellt, die auf ihren Instrumenten spielten. 100 Jahre später übernahm das Radio die Aufgabe. Aus den klassischen Konzerten entwickelte sich Mainstream-Musik, die der Unterhaltung diente.
Heute sind weniger klassische Künstler in der Musikszene unterwegs, als noch vor 150 Jahren. Doch ein guter Künstler findet seinen Weg. Er wird sich verändern oder weiterentwickeln. Das gehört zum Leben dazu. Ich persönlich denke, dass sich die KI einreiht in die Möglichkeiten, Kunst zu erschaffen. Dies gilt für das geschriebene Wort, für Bilder, aber auch für die Wissenschaft: In einem Magazin gab es kürzlich einen Bericht, in dem ein Juniorprofessor dazu aufrief, Wissenschaft neu zu denken. Wenn Studenten nicht mehr so viel Zeit für die Recherche nach Literatur benötigen, können sie sich anderen Aufgaben widmen.
Klaut die KI, was Künstler veröffentlicht haben? Oder lässt sie sich inspirieren?
Anfangs vertrat auch ich die Meinung, dass die KI Inhalte aus Texten und Bildern klaut, die aus menschlichen Ideen und Gedanken erwachsen sind. Doch war das nicht schon immer so?
In der Gemäldegalerie in Sanssouci sind Meisterwerke von Rubens ausgestellt. Die Motive stammen aus der griechischen Mythologie. Somit war der Maler inspiriert von dem, was er einmal gehört oder gelesen haben.
In den Neuen Kammern hängen Bilder einer Künstlerin aus dem 18. Jahrhundert, die bekannte Gemälde für Friedrich II. kopierte und mit einer ganz eigenen Note versah. Und im berühmten Schloss siehst du das Porträt von Friedrich mit gelben Haaren, das Andy Warhol im Jahre 1984 einmal um die Welt schickte.
Kunst ist die Summe einer Inspiration aus verschiedenen Werken. Die KI sucht sich Vorlagen aus dem Netz und kreiert sie neu. Der Unterschied zu menschlicher Kunst liegt darin, dass sie von einem Computer erstellt wird. Doch die Technologie hat dem Menschen schon so vieles abgenommen. Lapidar gesagt, ist nun die Kunst dran. Und wir entscheiden selbst, ob wir das möchten. Was das SEO-Texten betrifft, sind meine Kunden nicht wiedergekommen. Offenbar erfüllen die maschinengeschriebenen Beiträge ihren Zweck. Es eröffnete sich aber ein neuer Markt: Andere Kunden wünschen sich exklusive, vom Menschen verfasste Texte. Somit scheinen ChatGPT & Co doch nicht alle Anforderungen erfüllen zu können.
Als der Fotograf dem Maler den Job klaute
Bei der bildlichen Kunst kann ich mir vorstellen, dass beide Varianten nebeneinander existieren. Seit dem 19. Jahrhunderts hielt die Fotografie als Fortschritt Einzug in das Leben der Menschen und machte die Jahrhunderte alte Tradition der Portraitmalerei überflüssig. Hat zu dieser Zeit jemand über Moral diskutiert? Oder darüber, dass sich die Maler einen neuen Wirkungskreis suchen mussten? Ich glaube, die Generation freute sich über jeden Fortschritt.
Nun ist es die KI, die erst dem Texter und nun dem Grafiker Konkurrenz bietet. Doch anstelle von Verbotsforderungen sollten wir uns weiterentwickeln. Vermutlich ist es ungerecht, dass Künstler für die Arbeit der KI keine Tantiemen bekommen. Doch wenn es sich um eine rechtliche Grauzone handeln würde, hätten sich die Politiker vor der Veröffentlichung der Programme damit beschäftigen müssen.
Anstatt ewig zu meckern, zu boykottieren und sich selbst oder andere zu bedauern, können wir alle einen Nutzen daraus ziehen. Ob etwas beim Kunden – oder in meinem Fall beim Leser – ankommt, entscheidet dieser ganz allein. KI-generierte SEO-Texte punkten offenbar bei Google, sonst wäre der Hype längst vorbei. Ob es die mit KI erschaffenen Buchcover auch in die oberen Reihen schaffen, wird sich in den nächsten Jahren zeigen. Ich persönlich glaube nicht daran, dass alle Verlage brav einen Künstler beauftragen und noch nie in Richtung KI geschielt haben.
Wie du mir, so ich dir?
Was ist denn nun mit der Moral? Ich gebe zu, dass sie bei mir nur gering ausgeprägt ist, weil ich mich selbst umorientieren musste. Mein Mann merkte an, dass ich mit meiner Covererstellung via KI nun genau das tue, was mir selbst widerfahren ist: Ein Teil meiner Kunden griff auf die KI zurück, anstatt die Texte von mir oder meinen Kollegen schreiben zu lassen. Doch das sprichwörtliche wie-du-mir-so-ich-dir hatte ich nicht im Kopf, als ich ChatGPT um Rat fragte.
Ich erklärte bereits, warum ich zu keinem Zeitpunkt einen Grafiker beauftragen wollte. Somit habe ich niemandem etwas weggenommen. Ohne KI hätte ich die Zeichnungen aus Fotos erstellt, die ich selbst aufgenommen oder als Stockfoto käuflich erworben hätte. Und dann muss auch ich mir die Frage nach dem Budget stellen. Unbegrenzte Mittel haben nur wenige Selfpublishing-Autoren zur Verfügung.
Was kann ich mir leisten?
Ein Grafiker lebt von seiner Kunst und verlangt zu Recht ein angemessenes Gehalt für seine Arbeit. Doch die meisten SP-Autoren, mich eingeschlossen, betreiben das Schreiben von Büchern als Hobby. Nicht jeder hat das Geld für einen Grafiker in seinem monatlichen Budget übrig.
Die Kosten für die Veröffentlichung eines Buches können sich auf eine mittlere vierstellige Summe belaufen. Berater, Grafiker und Lektoren müssen von ihrem Einkommen leben. Wer das nicht aufbringen kann oder möchte, behilft sich selbst. Die Suche nach einem seriösen Verlag ist für Neuautoren schwierig und zeitraubend. Das Selfpublishing ist eine Alternative, die mit viel Arbeit, dafür aber mit geringen Kosten verbunden ist, wenn der Autor alles selbst macht.
Nun haben wir die Möglichkeit, uns von der KI unterstützen zu lassen und finden uns mitten in einer ethischen Debatte wieder. Dabei mussten sich viele von uns selbst umorientieren. Ich finde die Moraldebatte falsch. Es wäre spannend zu erfahren, von wem sie geführt wird. Sind es die Leser, die keine Bücher mit KI-generierten Covern kaufen möchten, oder sind es die Künstler, die nun mit der Technik in Konkurrenz treten müssen?
Kaufen Leser keine Bücher mit KI-Cover?
Mindestens 75 % deiner Leser können erkennen, dass ein Bild von einer KI generiert wurde, da die Technologie einfach noch nicht perfekt ist. Selbst wenn du der beste Autor bist, „sieht es faul aus“ und wird die Leute davon abhalten, dein Buch zu kaufen.
garmachi auf Reddit im Jahre 2024
Die Meinung von „garmachi“ kann ich aus drei Gründen nicht teilen:
- Ich spreche es 75 % der Leser ab, dass sie erkennen, wie das Cover erstellt wurde. Dass Verlage im Jahr 2025 ebenso KI benutzen wir Selfmade-Autoren, ist mittlerweile bekannt.
- Autoren sind nicht faul, wenn sie keinen Künstler für die Covererstellung beauftragen. In den meisten Fällen fehlt einfach das Geld, vor allem dann, wenn es sich um einen unbekannten Autor ohne Verlagsbindung handelt.
- Warum ein KI-generiertes Cover vom Kauf abhalten sollte, erschließt sich mir nicht. Ich persönlich habe beim Betrachten eines Buchcovers noch nie darüber nachgedacht, wie es wohl entstanden sein könnte. Ich finde es gut oder weniger gut gelungen und interessiere mich dann doch mehr für den Klappentext.
Die Frage, inwieweit ein Cover die Kaufentscheidung des Leser beeinflusst, habe ich in diesem Artikel gestellt. Ich persönlich denke nicht, dass KI-generierte Cover am Kaufverhalten der Leser etwas ändern. Sie werden sich, ebenso wie alle anderen technischen Neuerungen, bewähren müssen. Vielleicht haben sie es längst getan, denn die KI ist schon seit einigen Jahren auf dem Markt.
Unterstützung für Kunstschaffende durch negative Diskussionen
Es ist richtig und wichtig, Kunstschaffende zu unterstützen. Doch ist es ein guter Weg, einen Fortschritt wegzudiskutieren oder unbewiesene Behauptungen in dem Glauben aufzustellen, dass auf diesem Wege ein Berufsstand erhalten werden könne?
Die künstliche Intelligenz ist dabei, unser Leben – wieder einmal – zu ändern. Wer so alt ist wie ich, hat das erste Vierteljahrhundert seines Lebens ohne das Internet verbracht. Mittlerweile gehört es ganz selbstverständlich dazu. Die KI wird sich als selbstverständlicher Teil unseres Lebens in das Internet integrieren. Der eine nutzt es früher, der anderen später. Kunstschaffende werden eine neue Nische finden. Einige geben auf, andere verändern sich. KI ist ein Selbstläufer, den wir mit negativen Diskussionen nicht verhindern werden.
Ich bekenne mich zur KI
Ich bekenne mich zur Covergestaltung meiner Bücher mit der KI und werde dies entsprechend kennzeichnen. Ich weiß, dass Leser Transparenz wünschen und die heimliche Nutzung der KI nicht gut ankommt.
Aus moralischer Sicht kann ich die Kritiker verstehen. Die KI formt meine Bilder aus Daten, die Künstler ins Netz geladen haben. Doch ich verstehe das nicht als Diebstahl, sondern als eine Inspiration, die es durch die Jahrhunderte immer gegeben hat.
Derzeit ist die Rechtslage so, dass KI-generierte Bilder frei verwendet werden dürfen. Eine Urheberrechtsverletzung liegt nicht vor. Vielleicht ändert sich daran etwas. Vielleicht auch nicht. Weil Künstler aller Zeiten Inspiration für ihre Werke brauchten.
Akzeptieren statt boykottieren
Ich würde mir wünschen, dass Leser sich auf die Aussage der Buchcover konzentrieren und nicht hinterfragen, wie sie erstellt wurden. Das haben sie auch vorher nicht getan. Grafikprogramme und andere Hilfsmittel gibt es seit langer Zeit. Sie werden auch von Verlagen genutzt. Öffnen wir uns dem Neuen und hoffen wir, dass sie Künstlern, Freischaffenden und allen, die sich dafür interessieren, spannende Möglichkeiten der Weiterentwicklung und Inspiration bietet.
Es täte uns gut, zu akzeptieren, anstatt zu meckern und zu boykottieren. Damit verhindern wir den Fortschritt nicht. Aber vielleicht bringen wir uns um eine tolle Lektüre, die wir nicht gelesen haben, weil das Cover KI-generiert war. Das wäre doch schade, oder?

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