Beziehung in der Lebensmitte – Zweisamkeit und Enkelglück

Beziehung in der Lebensmitte – Zweisamkeit und Enkelglück

Eine lange Beziehung steuert auf die Lebensmitte zu und vieles verändert sich. Aus Kindern werden Teenager. Nach dem 18. Geburtstag stecken sie im Abitur oder in der Ausbildung. Auch wenn sie noch zu Hause wohnen, gehen sie immer häufiger auf eigenen Wegen. Sie verlieben sich, ziehen aus, werdenEltern. Das Haus ist von Leben erfüllt, wenn die Familie da ist. Doch an vielen Tagen ist es still. Es gibt Paare, die ihre Beziehung in der Lebensmitte neu entdecken und mit Leben füllen. Andere sind traurig und sehen sich nach der Zeit zurück, in der sie selbst Eltern von Kindern waren. Die Jahre zwischen dem Ende der Kindererziehung und der Rente können für ein Paar zu einer Herausforderung werden. Oder es ist eine Zeit, in der ein Paar eine ganz neue Zweisamkeit entdeckt. Wie kann der Übergang vom Elternsein zu einem Paar mit erwachsenen Kindern und Enkelkindern gelingen? Welche Stolpersteine gibt es und was solltest du genießen? Blicken wir doch einmal hinein, in einen ganz besonderen Lebensabschnitt.

Mama, Papa: Ich ziehe im nächsten Monat aus!

Dieser Satz eines Kindes, das erwachsen ist und auf eigenen Füßen stehen möchte, kann bei manchen Paaren eine Lebenskrise auslösen. Vor allem Mütter leiden häufig unter dem sogenannten „Empty-Nest-Syndrom“. Oder sie zeigen es eher, während die Väter das Gefühl der Leere mit sich selbst ausmachen. Verlässt das jüngste Kind das Haus oder gab es nur einen Sohn oder eine Tochter, kann die Leere zu einer echten Lebenskrise führen. Oder zu einem echten Neuanfang.

Hol dir deine Freiheit zurück

Ob das Erste eintritt oder das Zweite gelingt, ist von ganz vielen Faktoren abhängig. Es gibt kein Rezept und keinen Fahrplan. Jedes Paar kann viel dafür tun, die vermeintliche Leere zu füllen. Auch wenn die Gedanken an die Vergangenheit wehmütig sind: Der neue Lebensabschnitt kann aufregend und abwechslungsreich sein.

Endlich ist Zeit für Dinge, die du lange aufschieben musstest. Morgens lange schlafen, abends ausgehen, Kino, Kultur, kleine Reisen. Kochen oder backen, alte Freundschaften neu entdecken. Die Unabhängigkeit der Jugend ist zurück, und du bist noch nicht zu alt, um dir deine Freiheit zurückzuholen. Gemeinsam mit deinem Partner entdeckst du neue Interessen oder lässt alte wieder aufleben. Es klingt leichter, als es ist? Vielleicht. Doch du kannst das Rad nicht zurückdrehen. Du kannst es nur ganz neu starten.

Zweisamkeit wiederfinden – die Beziehung in der Lebensmitte

Ganz viele Beziehungen beginnen mit einem lodernden Feuer: Zwei schauen sich einmal in die Augen, und das Leben ist ein anderes. Die Flamme brennt eine Zeitlang. Ein Jahr, zwei oder fünf. Aber in langen Beziehungen kommt unweigerlich der Moment, in dem sie zu einer Glut wird, die ein Paar nähren kann. Doch das hektische Anfangsfeuer wandelt sich oft eine Verbindung, die ruhig, vertraut und rücksichtsvoll ist.

Kinder sind die größte Veränderung im Leben eines Paares. Alles dreht sich um das kleine Leben. Die Zweisamkeit rückt in den Hintergrund. Ob Windeln, Kindergarten oder Schule: Das Paar ist selten allein und muss sich Raum für die Beziehung zueinander schaffen. Ins Kino gehen, zum Geburtstag von Freunden oder ein romantisches Wochenende zu Zweit? Alles muss organisiert werden.

Ich habe Sturmfrei

Doch dann kommt der Tag, an dem aus Kindern Teenager werden, die ihren eigenen Weg einschlagen. Noch ist Leben, in den Kinderzimmern, aber dennoch bist du mit deinem Partner immer häufiger allein. Das ist kein Grund zu trauern. Es ist der Moment, in dem Ihr Euch Eure Zweisamkeit zurückerobern könnt. In kleinen Schritten, aber konsequent.

Jetzt ist es möglich, ins Kino zu gehen, ohne die Oma oder den Babysitter zu fragen, ob Zeit ist. Du brauchst kein Abendbrot zu kochen, denn Teenies können sich gut allein versorgen. „Ich bin dann mal weg, an diesem Wochenende“ ist ein Satz, der jedem Teenie ein Glänzen auf die Pupille zaubert: „Cool! Ich habe Sturmfrei.“

Der langsame Abschied vom Elternsein

Nutze diese neue Freiheit in einer Zeit, in der die Kinder noch bei dir leben. Klammere nicht an deinem Nachwuchs und enge ihn nicht ein. Genieße es, wieder Zeit für dich zu haben. Ja, es tut weh. Aber ist das Leben nicht ein einziges Abschiednehmen? Wenn die Nabelschnur durchtrennt ist, beginnt das Loslassen. Doch mit jedem Verlust lernen wir dazu, beginnen neue Erfahrungen und entdecken neue Horizonte.

Wenn du in der Teeniezeit deiner Kinder deine eigene Freiheit ausbaust, fällt es dir leichter, dich mit dem Unvermeidlichen abzufinden: Sohn oder Tochter werden eines Tages ausziehen. Und sie müssen es. Du wünschst dir doch nicht wirklich, dass sie mit 40 Jahren noch bei dir leben, oder?

Ein neuer Anfang ist immer möglich

Mit jedem Jahr, dass deine Kinder älter werden, gewinnen dein Partner und du ein Stück Eures gemeinsamen Lebens zurück. Nutzt die gemeinsame Zeit, anstatt traurig zurückzuschauen. Auch wenn die Beziehung durch die vielen Aufgaben, die der Alltag bereithält, ein wenig eingeschlafen oder abhanden gekommen ist: Ein neuer Anfang ist immer dann möglich, wenn es beide möchten.

Manche Paare entdecken ganz neue Facetten aneinander. Mein Mann und ich waren mit vier Kindern und einem Altersunterschied von vierzehn Jahren zwischen dem Großen und dem Kleinen sehr lange Eltern. Heute lebt der Jüngste noch bei uns. Er ist erwachsen und führt sein eigenes Leben. Wir sprechen ab, ob wir gemeinsam zu Abend essen oder nicht, wer welche Aufgaben übernimmt, was wir zusammen unternehmen und wann wir nicht zu Hause sind. Jeder von uns hat sein eigenes Leben. Das macht den baldigen Abschied leichter. Wir genießen die Schnittstellen in dem Bewusstsein, dass auch unser Jüngster nicht mehr lange bei uns leben wird.

Unsere freie Zeit füllen wir seit zehn Jahren mit Aktivitäten und Interessen, denen wir mit vier Kindern nicht nachgehen konnten. Wochenenden auf unserem Boot. Lange Fahrradtouren. Städtetouren, Kinofilme und Schlossbesuche haben es uns angetan. Wir stöbern gern in Buchläden, fahren in die Therme, kramen abendfüllende Brettspiele raus, backen Brot oder kochen miteinander. Wir sind oft unterwegs, schauen selten fern und verbringen gern Zeit mit unseren Freunden. Die Familie hat immer noch einen hohen Stellenwert. Unser Wohnzimmer ist voll, wenn alle da sind. Da kommen Erinnerungen hoch

Nicht alles ist rosarot

Wenn es für dich klingt, als wäre bei uns alles perfekt und rosarot: So ist es natürlich nicht. Bevor wir unsere neue Freiheit entdeckten, konnten wir nicht viel miteinander anfangen. Wir haben gestritten oder wir sind uns aus dem Weg gegangen. Doch die vielen gemeinsamen Jahre – wir waren Teenager, als wir uns ineinander verliebten – haben uns auch in Tagen verbunden, in denen es nicht so gut läuft.

Unser ältestes Kind fehlt. Wir haben keinen Kontakt. Auch das kommt vor: Die Lebensentwürfe passen nicht zusammen oder die Charaktere von Schwiegereltern und Schwiegereltern sind zu verschieden. Nicht immer ist es möglich, den kleinsten gemeinsamen Nenner zu finden. Unsere Familie traf es, das war lange Zeit schwierig. Doch jeder Geburtstag bringt uns ein Stück mehr Lebenserfahrung. Er lehrt uns, Dinge zu akzeptieren, die nicht zu ändern sind, und uns an dem zu erfreuen, was wir haben. Das ist sehr viel, sodass wir nicht mehr dem nachweinen, was wir nicht haben.

Es ist traurig, dass wir nicht mehr komplett sind. Da sind Tage, an denen es besonders weh tut. Geburtstage. Weihnachten. Besuche im Zoo, bei denen Großeltern mit ihren Enkeln an uns vorbei laufen. Doch wir wollten uns nie im Club der „verlassenen Großeltern“ mit anderen Betroffenen beweinen. Dafür haben wir weder Zeit noch Lust. Es mag anderen Menschen helfen und es ist schön, dass es diese Art der Selbsthilfe gibt. Doch wir gehen einen anderen Weg und schauen nach vorn.

Gemeinsamkeit gesucht – etwas Neues gefunden

Es gibt so vieles, was in der Lebensmitte Spaß macht. Zwischen 50 und 60 sind wir nicht mehr jung. Aber wir sind auch noch nicht alt. Wir haben Energie, wir sind neugierig und haben Spaß an Aktivitäten, die wir vor 20 oder 30 Jahren langweilig fanden.

Ich bin der Meinung, dass wir etwas brauchen, dass uns Spaß macht und mit dem wir unsere Freizeit verbringen können. Was das sein könnte, ist so individuell, wie es die Menschen sind. Es gibt Paare, die einen großen Garten haben. Die mit Leidenschaft neue Rezepte ausprobieren. Sich in Vereinen anmelden, im Ehrenamt engagieren, Sport treiben oder wandern gehen. Filme oder Serien schauen, gemeinsam Bücher lesen, fotografieren, filmen, dokumentieren. Ich könnte die Liste endlos fortführen. Egal, was es ist: Alles, was Spaß macht, ist genau richtig. Alles. Nur nicht an den Kindern klammern.

Gebt Kindern Flügel, dass sie uns davon fliegen können

Es ist die Abwandlung eines Zitats unseres wohl berühmtesten Dichters. Mehr als 200 Jahre ist es alt, doch es trägt eine Wahrheit, die bis heute gilt.

Gib Kindern Wurzeln, verleih ihnen Flügel.

Johann Wolfgang von Goethe

Nichts ist schlimmer, als sein Leben an die Kinder zu klammern. Erinnerst du dich an deine Jugend? Wie toll es war, nicht mehr mit dem Anschalten der Straßenlaternen zu Hause sein zu müssen oder dem Türsteher lächelnd den Ausweis zu zeigen, der die Volljährigkeit bestätigt? Es gab den Tag, an dem wir Filme ab 18 schauen und in der Disco bis zum frühen Morgen zu tanzen durften. Wir rauchten unsere erste Zigarette – in meinem Fall war es die letzte – und tranken das erste Bier oder einen Pfeffi (Auch dafür konnte ich mich nicht erwärmen. Meine Leidenschaft gehört der Cola Light).

Fandest du es toll, wenn deine Mutter oder dein Vater bis tief in die Nacht auf dich gewartet und dir Vorwürfe gemacht haben, warum du so spät kommst? Warum sie sich Sorgen gemacht haben? Wolltest du dir Vorwürfe anhören, warum du immer seltener zu Hause bist? Und dass du doch bitte nicht ausziehen sollst, weil genug Platz im Haus oder in der Wohnung ist?

Erwachsene Kinder bleiben Teil deines Lebens – meistens, jedenfalls

Junge Erwachsene fühlen sich eingeengt, wenn sie merken, dass die Eltern nicht loslassen können. Es kann sie im schlimmsten Fall in ihrer Entwicklung behindern. Du begleitest deine Kinder nur ein Stück, in ihrem Leben. Dann gehen sie allein weiter. Sieh es als Chance, dir dein eigenes Leben zurückzuholen. Du verlierst sie ja nicht für immer. Es ist so wundervoll, mitzuerleben, wie sich reifer werden. Sie lernen einen Beruf oder studieren. Mit jedem Jahr gewinnen sie an Reife. Irgendwann, mit 20, 25 oder 30, diskutierst du auf Augenhöhe mit ihnen. Du bist stolz, hast Anteil an ihrem Leben, aber bist fest in deinem eigenen verankert.

Das war unser Ziel, das wir mit einigen Anfangsschwierigkeiten erreicht haben. Sie begannen, als unser jüngster Sohn zwölf Jahre alt war. Die Pubertät begann und mit ihr die natürliche Abnabelung von den Eltern. Die drei Großen waren erwachsen. Etwa zwei Jahre brauchten wir, bis wir begannen, neue Interessen zu entwickeln. Heute sind mehr als zehn Jahre vergangen und wir genießen unsere Zweisamkeit ebenso wie die Stunden mit der Familie.

Jetzt leben wir wieder allein

Noch wohnen wir nicht allein, unser „Nesthäkchen“ wohnt noch bei uns. Doch wenn er ein paar Tage bei seiner Freundin ist, bekommen wir einen Vorgeschmack auf ein Leben in einem Haus, das einmal für vier Kinder ausgebaut wurde und für uns beide viel zu groß ist. Nicht Kinderlachen und streitende Teenager regieren, sondern die Ruhe. Manchmal ist das schön, aber manchmal auch schwierig.

Du kannst das Allein leben auf unterschiedliche Weise betrachten. Die Stille kann nerven, Einsamkeit zu einem Problem werden. Alternativ genießt du nach vielen turbulenten Jahren die Unabhängigkeit. Du kannst deine Musik so laut hören, wie du es möchtest. Wenn du Lust hast, mitten in der Nacht in die Badewanne zu gehen oder tagsüber einen Power-Nap einzulegen: Tu es, du störst niemanden. Wir verlieren uns oft in stundenlangen Gesprächen, lassen gern mal was liegen, genießen eine Zweisamkeit, die wir lange nicht leben konnten.

In den ehemaligen Kinderzimmern haben wir uns eigene Bereiche geschaffen: Zwei Schlafzimmer, eine Werkstatt zum Basteln für meinen Mann, eine Bibliothek für meine Bücher. Jeder von uns hat seinen eigenen Raum, wir finden das prima. Und wir sind nicht immer allein. Wenn die Familie da ist, wird es turbulent. Das genießen wir ebenso wie die Ruhe.

Enkelglück erleben – bitte ohne Vereinnahmung

Wir sind sehr jung Großeltern geworden und lieben es, Enkelkinder zu haben. Leider konnten und können wir nicht alle durch ihr Leben begleitet. Doch die Zeit, die uns miteinander gegeben war und ist, die genießen wir.

Enkelkinder sind das Dessert des Lebens.

Königin Silvia von Schweden (neunfache Großmutter)

Die Rolle der Großeltern ist mit diesen wenigen Worten so schön umschrieben. Wir übernehmen Verantwortung und geben sie wieder ab. Es ist uns vergönnt, schöne Momente mit den Kindern zu erleben. Wir versuchen zu helfen und zu unterstützen. Doch wir tragen nicht mehr die gesamte Verantwortung der Erziehung.

Manches Mal habe ich mir gewünscht, mit der Ruhe und Weitsicht, die ich heute in manchen Situationen habe, meine eigenen Kinder zu erziehen. Aber das funktioniert nicht, weil die Erfahrung mit jedem eigenen Kind wächst. Wir Großeltern nehmen uns bewusst Zeit, für unsere Enkel. Wir können sie ganz anders gestalten und genießen. Nach ein paar Stunden, Tagen, manchmal auch Wochen, lassen wir unsere Enkel wieder los. Je nach Entfernung für kurze oder längere Zeit. Es ist ganz wichtig, dass wir das können. Denn die Enkel sollten nicht der einzige Lebensmittelpunkt sein, über den wir uns definieren.

Enkel sind kein Ersatz für die erwachsenen Kinder

Enkelkinder sollten niemals ein Ersatz sein für eigene Kinder, die lange erwachsen sind und das Haus verlassen haben. Großeltern sollten da sein, Zeit mitbringen, aber niemals vereinnahmen. Vornehmlich sind es Frauen, die das erste Enkelkind sehnlichst erwarten, weil sie dann wieder eine Aufgabe haben oder „gebraucht“ werden. Eine Verwandte meines Mannes sagte diesen Satz an ihrem 60. Geburtstag: Sie wünscht sich, von ihrer Familie gebraucht zu werden. Ich war noch ziemlich jung, aber ich fand es irgendwie traurig, dass die Jubilarin mit ihrer neuen Freiheit offenbar so gar nichts anfangen konnte.

Wir dürfen die Zeit mit unseren Enkeln genießen, aber es ist wichtig, dass wir sie wieder loslassen und dann in unser eigenes Leben zurück gehen. In erster Linie müssen wir mit uns selbst glücklich und zufrieden sein. Dann, und nur dann, dürfen wir das „Dessert des Lebens“ ganz intensiv genießen.

Kein Ende – ein Neuanfang

Wenn wir das erste Mal allein am Abendbrottisch sitzen, weil das einzige oder das jüngste Kind ausgezogen ist, dann ist das Leben nicht zu Ende. Frauen bekommen ihr erstes Kind mit durchschnittlich 31 Jahren. Männer sind nur unwesentlich älter. So sind viele Paare zwischen 50 und 60 Jahren alt, wenn die Kinder in ihre erste eigene Wohnung ziehen. Es bleibt noch sehr viel Leben übrig. Die Lebensmitte ist kein Ende, sondern ein Neuanfang.

Es ist unbestritten eine riesige Veränderung im Leben eines Paares, das von der Elternrolle zurück in die Zweisamkeit gleitet. Es gilt, sie zu akzeptieren, nach vorn zu schauen und Neues zu entdecken. Das Leben zwischen Zweisamkeit und Enkelglück unterscheidet sich von dem Elterndasein. Aber irgendwann waren wir ein Paar, das Eltern wurde. Sind die Kinder erwachsen, werden wir von Eltern wieder zu einem Paar. Nehmen wir die Herausforderung doch ebenso an, wie damals, als wir unser erstes Kind in den Armen hielten.

Und was ist mit der Liebe?

Die gibt es auch, in der Lebensmitte. Einige Paare leben sie seit vielen Jahren, andere entdecken sie neu, wenn sie in ihren vier Wänden allein sind und keine Rücksicht mehr nehmen müssen. Sie verändert sich, aber sie ist nicht weniger schön, als in jungen Jahren.

Beziehungen bleiben nicht ein Leben lang rosarot. Aber das ist gut und richtig so. Wenn wir zurückschauen, auf die gemeinsamen Jahrzehnte, war jedes von ihnen auf seine Weise einzigartig. Mit unvergesslichen Momenten und solchen, die schwierig waren. Das ist normal, das ist der Weg den wir gehen.

Mit der Liebe ist es ebenso: Voller Euphorie ist sie in den ersten Monaten und Jahren. Die Schmetterlinge flattern. Dann kommen sie zur Ruhe. Beständigkeit kehrt ein. Ständige Veränderung. Wir entwickeln uns weiter. Es ist spannend, sich immer wieder neu zu entdecken. Wichtig ist, es zuzulassen. Dann kann Nähe über die Lebensmitte hinaus unheimlich schön sein.

Symbiose? – Lieber Freiheit und Nähe

Paare, die lange zusammen sind, erwecken oft den Eindruck, als wären sie miteinander in einer Symbiose verbunden. Einer beginnt zu sprechen, der andere beendet den Satz. Bei einigen Ehepaaren gibt es das Wort „ich“ gar nicht mehr. Die Meinungen und Ansichten sind identisch, die Tagesplanung ist es, das ganze Leben ist aufeinander aufgebaut. Ein wenig erleben mein Mann und ich genau das bereits nach knapp 40 gemeinsamen Jahren. Es ist eine tiefe Verbindung. Doch es ist auch eine, die Gefahren birgt.

Diese totale Symbiose kann zu einem Problem werden, wenn das Paar getrennt wird. Es muss nicht der Tod eines Ehepartners sein: Berufliche oder soziale Gründe können zur Folge haben, dass ein gemeinsames Leben zeitweise nicht möglich ist. Es gibt Partner, die sich durch eine Trennung aus der Enge befreien. Oder das Schicksal schlägt zu.

Die Symbiose zwischen einem Langzeitpaar ist etwas ganz Wunderbares. Wenn du es mit deinem Partner erlebst, darfst du es uneingeschränkt genießen. Doch achte darauf, dass du dir ein Stückchen Freiheit erhältst. Eigene Hobbys, Zeit allein mit Freunden, eine Reise, die Mitgliedschaft in einem Verein: Es gibt vieles, das du für dich selbst tun kannst. Der Wechsel zwischen Freiheit und Nähe ist eine Zweisamkeit, die erfüllend ist, aber doch eine gewisse Eigenständigkeit bewahrt.

Ein Übergang mit Stolpersteinen

Der Übergang vom Elternsein zu einem Paar, das allein lebt und eines Tages vielleicht Enkelkinder bekommen wird, ist für viele keine leichte Zeit. Es gibt Stolpersteine, die weggeräumt werden müssen. Es gibt Tränen des Vermissens, Streit, manchmal Langeweile und die Sehnsucht nach einer vergangenen Zeit. Lass die negativen Gefühle zu. Doch lerne parallel, dein neues Leben mit vielen Freiheiten zu genießen. Gib dir Zeit, dein Leben gemeinsam mit deinem Partner neu zu ordnen.

Es kann eine Zeitlang dauern, doch für viele Paare kommt der Tag, an dem die Steine überwunden sind und das gemeinsame Leben eine neue Wendung nimmt. Nicht alle schaffen es: Es gibt in dieser Lebensphase auch Trennungen und Scheidungen. Doch wer durchhält und bereit ist, ein bisschen zu arbeiten und die neue Realität anzunehmen, wird mit einer wunderbaren Zeit belohnt, in der sich eine neue Freiheit mit dem vertrauten Familienleben abwechseln.

Die Lebensmitte ist kein Ende. Sie ist einer von vielen Neuanfängen, die wir im Leben starten müssen. Je intensiver wir uns darauf einlassen, desto eher gelingt es uns, vom Elternsein in einen abwechslungsreichen und erfüllten Lebensabschnitt zu gleiten.


Die Welt von Anna und Mike – neunteilige Serie zur Romanreihe

Mit jedem Jahrzehnt öffnet das Leben neue Türen. Andere verschließen sich. Wenn die Kinder erwachsen werden und das Elternhaus verlassen, kann das für langjährige Paare ein großes Problem sein. Vor allem Mütter leiden unter dem sogenannten „Empty Nest Syndrom“. Im achten Teil meiner Romanreihe befinden sich meine Protagonisten genau in dieser Lebensphase. Sie ist geprägt von allem, was im realen Leben geschehen kann. Konflikte und Streit wechseln sich ab mit der Erkenntnis, dass Liebe und Familie ein enges Band um zwei Menschen schlingen können.

Eine Geschichte, nah am Leben

Einiges von dem, was du in dem Artikel gelesen hast, findest du im Roman wieder. Natürlich möchte ich – wie immer – nicht zu viel verraten. Doch die Lebensmitte birgt für alle Beteiligten Herausforderungen, die nicht immer leicht zu bewältigen sind. Doch das ist das Leben. Und meine Geschichte ist nah am Leben gebaut.

Lies auch gern die anderen Artikel rund um die Themen meines Romans.

  1. Armeedienst in der DDR: Einschnitt in das Leben der jungen Männer (Buch 1: Jugendliebe)
  2. Schwiegermütter und Schwiegertöchter – zwischen Konflikt und Nähe (Buch 2: Wendezeit)
  3. Untreue und Lügen – wenn Vertrauen zerbricht (Buch 3: Erinnerung)
  4. Freundschaft mit dem Ex – Funktioniert das wirklich? (Buch 4: Flickenteppich)
  5. Zwei Menschen gleichzeitig lieben? – Gefühle ohne Grenzen? (Buch 5: Lebensträume)
  6. Oma mit 40? – Wenn das Leben eine Generation überspringt (Buch 6: Familienbande)
  7. Offene Ehe – eine bewusste Entscheidung für Freiheit? (Buch 7: Gratwanderung)
  8. Beziehung in der Lebensmitte – Enkelglück und Zweisamkeit (Buch 8: Lebensträume)
  9. Auf der Suche nach den Wurzeln – Lebenslügen und ihre Folgen (Buch 9: Spurensuche)

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JE 2025-30

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