Beurteile ein Buch nicht nach seinem Einband
„Beurteile ein Buch nicht nach seinem Einband“ ist als Redewendung zu einem geflügelten Wort geworden. Es sagt uns, dass wir hinter die Fassade schauen und uns nicht ausschließlich auf unseren ersten Eindruck verlassen sollen. Dieser Rat ist in vielen Lebenssituationen sehr hilfreich. Doch wie steht es um den Kauf von Büchern? Die Meinungen gehen auseinander. Ein schlechtes Cover verhindert den Kauf des Buches, sagen die einen. Es geht um den Inhalt, meinen die anderen. Unstrittig ist, dass ein Cover das Aushängeschild für ein Buch ist. Es geht um den ersten, so wichtigen Eindruck. Doch spielt das Buchcover wirklich eine so große Rolle bei der Kaufentscheidung? Hier ist ein Versuch, die Frage zu beantworten.

Ist das Cover kaufentscheidend?
Diese Frage ist in Foren und sozialen Netzwerken immer wieder zu lesen. Sie ist Gegenstand von wissenschaftlichen Arbeiten und sie beschäftigt professionelle Verlage und Selfmade-Autoren gleichermaßen. Nun sind die meisten Autoren auch Leser und können die Frage für sich selbst beantworten.
Ich lese leidenschaftlich gern und habe es in anderen Artikeln bereits erwähnt: Einer meiner Lieblingsplätze in Berlin ist das Dussmann-Kulturkaufhaus in der Friedrichstraße. Wenn ich durch die Regale schlendere und die Auslagen betrachte, sehe ich etliche Cover, die ganz eindrucksvoll gestaltet sind. Andere entsprechen gar nicht meinem Geschmack. Dabei handelt es sich häufig um Werke von bekannten Autoren. Auch Bestseller haben mitunter Cover, die sehr minimalistisch gestaltet sind.
Beim Kauf von Büchern zählen für mich persönlich Titel und Inhalt. Das Cover ist nebensächlich. Vielleicht liegt es daran, dass ich am liebsten Biografien, Sachbücher und geschichtliche Werke lese. Auch, wenn es für eine Autorin vielleicht ungewöhnlich erscheint: Belletristik verschlinge ich eher selten.
Ich kaufe ein Buch nach seinem Inhalt
Ich stehe auf dem Standpunkt, dass ich zu Hause auf der Couch nicht das Cover betrachte, sondern das Buch lese und mich durch den Inhalt unterhalten oder informiert fühle. Doch ich bin nicht das Maß aller Dinge. Für mich ist der Inhalt entscheidend. Abgesehen davon kaufen immer mehr Leser E-Books. Ich denke, das schmälert die Wirkung des Covers, weil es auf einem Bildschirm nicht so relevant ist, wie in der Auslage eines Buchhandels.
Es gibt Leser, die großen Wert auf die Covergestaltung eines Buches legen. Ich persönlich finde Bücher toll, deren Schnitt farbig ist oder die Cover mit dreidimensionaler Optik haben. Gelesen habe ich noch nicht eines dieser Bücher. Mit meiner Meinung reihe ich mich in eine Hälfte der Buchkäufer ein: In einer Umfrage der Plattform „gutefrage.net“ antworteten 50 Prozent der Teilnehmer, dass das Cover für sie entscheidend für den Kauf ist.
Das Cover ist Werbemittel und ein Aushängeschild, das dem Leser einen ersten Eindruck von dem Buch vermittelt. Dennoch bleibe ich dabei: Ich schaue hinter die Fassade, wie es das Sprichwort rät. Doch woher kommt es eigentlich?
Beurteile ein Buch nicht nach seinem Einband – woher kommt die Redewendung?
Die Aussage der Redewendung ist eindeutig: Beurteile den Wert einer Sache niemals nach seinem äußeren Erscheinungsbild, sondern nimm dir Zeit, sie besser kennenzulernen, bevor du sie für dich einordnest. In vielen Lebenssituationen ist dieser Rat richtig und wichtig. Das ist der Grund, aus dem er sich über viele Jahrzehnte gehalten hat. Denn das Sprichwort hat einen frühen amerikanischen Ursprung.
„Don’t judge a book by its cover“ fand zuerst im Jahre 1860 Erwähnung: Mr. Tulliver ist eine Figur des Romans „The Mill On The Floss“. Er bespricht in dem Werk den Roman „The History On The Devil“ von Daniel Defoe. Dabei fällt die Redewendung im Zusammenhang mit dem Cover des Buches, das besonders gut gelungen ist.
Popularität erlangte die Redewendung, als Lester Fuller and Edwin Rolfe in ihrem Buch „Murder in the Glass Room“ den Satz in einer etwas anderen Form verwendeten: You can never tell a book by its cover. Das war im Jahre 1946. Seitdem hat sich die Redewendung zum geflügelten Wort entwickelt.
Heute hat die Redewendung zweierlei Bedeutung: Sie wird im übertragenen Sinne gebraucht, aber auch als Ratschlag für Buchkäufer. Beurteilt ein Buch nicht nach seinem Einband, sondern berücksichtigt weitere Kaufkriterien. Diese können sein:
- Klappentext
- Rezensionen
- Autor
- Leseprobe
- Empfehlung
Dennoch ist das Cover keinesfalls bedeutungslos: Es vermittelt einen ersten Eindruck, der positiv oder negativ aufgenommen werden kann. Dieser spielt vor allem dann eine wichtige Rolle, wenn Autor und Werk noch unbekannt sind. Etablierte Autoren werden von Lesern gern nach ihrem Namen gekauft. Das Cover spielt nicht mehr die entscheidende Rolle.
Buchcover als Aushängeschild und Werbeträger
Ein Buchcover repräsentiert den Inhalt: Sticht dir bei der Auslage im Buchhandel das Cover ins Auge, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass du das Buch in die Hand nimmst. Du schaust dir den Titel an, liest den Klappentext, oder du schlägst es auf und stöberst auf einer beliebigen Seite. Erst dann entscheidest du, ob du das Buch kaufen möchtest oder nicht.
Wenn das Cover nicht so aussagekräftig ist und du den Namen des Autors nicht kennst, gehst du mit hoher Wahrscheinlichkeit achtlos an dem Buch vorbei. Dabei kann es sein, dass der Inhalt genau das repräsentiert, was du gern lesen möchtest. Somit ist es wichtig, dass die Gestaltung des Covers ansprechend ist und dass sie den Inhalt repräsentiert.
Warum das Cover für Neu-Autoren besonders wichtig ist
Für unbekannte Autoren hat das Cover einen höheren Stellenwert, als für einen Schriftsteller, der schon mehrere Bestseller auf den Markt gebracht hat. Hier kaufen die Leser, weil sie den Autor kennen, seine Geschichten und seinen Stil lieben. Oftmals wissen die Leser, wann das neue Werk erscheint. Sie kaufen es, weil sie sich für den Inhalt interessieren. Wenn du wochenlang auf das neue Werk deines Lieblingsschiftstellers gewartet hast, ist es für dich eher nebensächlich, ob dir das Cover gefällt oder nicht. Hier hat die Redewendung „Beurteile ein Buch nicht nach seinem Einband“ eine große Bedeutung.
Für Neu-Autoren ist die Etablierung auf dem Buchmarkt anspruchsvoll. Es gibt eine riesige Konkurrenz etablierter Schriftsteller, die ihren Platz in den Auslagen des Buchhandels faktisch abonniert haben. Wie kannst du auf dich aufmerksam machen? Mit einem einzigartigen Cover, das die Blicke des Betrachters auf sich zieht.
Nun möchte ich nicht behaupten, dass sich etablierte Autoren keine Gedanken um ihr Cover machen müssen. In der Regel kümmert sich ein Verlag um die Gestaltung des Buches. Für den Autor ist die Arbeit nach der Abgabe des Manuskripts abgeschlossen. Doch welchen Stellenwert sollten Autoren ihrem Cover einräumen, wenn sie neu auf dem Markt sind und planen, ihr Werk selbst zu veröffentlichen?
Das Buchcover im Selfpublishing
Die Selbstveröffentlichung von Büchern hat in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen. Dennoch sind Buchhandlungen nach wie vor nur in Ausnahmefällen bereit, Bücher aus Selfpublishing-Verlagen in ihre Auslage zu legen. Möchtest du diese Bücher lesen, musst du sie bestellen. Dies ist im Online-Handel ebenso möglich wie in der Buchhandlung. Wobei es immer noch kleine Buchläden gibt, die Bestellungen bei SP-Verlagen ablehnen.
Welche Rolle spielt das Buchcover, wenn dein Werk nicht auf dem Auslagetisch der Buchhandlung präsentiert wird? Kaufen Leser, die ihre Bücher online bestellen, nach anderen Kriterien?
Ein Buchcover hat in der Auslage einer Buchhandlung eine größere Wirkung, als im Online-Verkauf. Dennoch ist es wichtig, sich über die Covergestaltung Gedanken zu machen.
Selbst gestalten oder einen Grafiker beauftragen?
Dies ist in erster Linie eine Frage des Geldes: Wenn du jemanden kennst, der sich mit der grafischen Gestaltung von Büchern auskennt, der zeichnen kann oder der eine Covergestaltung zu einem für dich vertretbaren Preis anbietet, solltest du den Profi beauftragen. Die Vorteile liegen auf der Hand:
- Du bekommst ein professionell gestaltetes, einzigartiges Cover
- Eine individuelle Beratung ist inklusive
- Deine speziellen Wünsche können umgesetzt werden
- Du musst dich nicht selbst um die Erstellung kümmern und hast mehr Zeit für das Schreiben
- Das Cover passt in Gestaltung, Schrift und grafischen Elementen zu deiner Geschichte
Wenn sich ein Autor für ein Selfmade-Cover entscheidet, ist es häufig eine Frage des Geldes. Oder es ist der Wunsch, wirklich alles selbst in der Hand zu behalten. So ist es bei mir: Ich habe mich für eine Covergestaltung mit KI-generierten Bildern in Kombination mit Canva entschieden. Das steht gern in der Kritik: Man würde den Covern ansehen, dass die mit Canva zusammengebastelt wurden, und der potenzielle Leder erkennt KI-Bilder sofort. Zumindest wird das in der SP-Autorenwelt behauptet.
Ich habe mir in meiner Dussmann-Lieblingsbuchhandlung noch nie Gedanken darüber gemacht, ob ein Cover via KI oder Canva erstellt wurde. Sind diese Diskussionen echt und zielführend, oder werden sie von Menschen ins Leben gerufen, die von der Covererstellung leben und den Selfmade-Autor als Konkurrenz sehen?
Wähle den für dich besten Weg
Möchtest du ein Buch selbst herausbringen, ist dein Weg das Ziel. Nun arbeite ich wieder mit einem Sprichwort, doch es hat einen wahren Kern: Du musst für dich herausfinden, wie du dir die Veröffentlichung deines Buches vorstellst. Ein tolles Cover von einem talentierten Grafiker, der sich in der Branche einen Namen gemacht hat, ist kein Garant dafür, dass sich dein Buch prima verkaufen wird. Auf der anderen Seite musst du nicht befürchten, dass dein Buch niemand kaufen möchte, nur weil dir das Cover nicht perfekt gelungen ist.
Du kannst die Verkäufe mit einem guten Cover um etwa 18 % steigern, sagt eine von vielen Statistiken. Ein gutes Cover steht für Professionalität. Er ist ohne Zweifel verkaufsfördernd und es vermittelt den so wichtigen ersten guten Eindruck. Doch letztlich zählt doch die Story: Wenn in mehreren Rezensionen zu lesen ist, dass sich hinter dem genialen Cover eine langweilige Geschichte verbirgt, hat der Designer eine wirklich gute Arbeit geleistet. Aber das Buch wird sich trotzdem nicht oft verkaufen.
Verschiedene Faktoren bestimmen den Buchverkauf
Ob ein Leser ein Buch kauft oder nicht, ist von verschiedenen Faktoren abhängig. Das Cover ist einer von ihnen: Es spricht etwa die Hälfte der potenziellen Leser in einem besonderen Maße an. Doch das Cover allein macht kein gutes Buch aus. Es kommen weitere Argumente hinzu:
- Hat der Autor bereits einen Namen und erfolgreiche Werke veröffentlicht?
- Ist der Klappentext spannend?
- Ist das Buch bereits empfohlen worden?
- Steht ein Verlag dahinter oder erschien das Buch im Selfpublishing?
- Gibt es Empfehlungen oder Rezensionen?
Ich würde sagen, dass das Buchcover ein wichtiger Werbeträger ist. Jeder Autor sollte sich Gedanken machen, welches Cover zur Geschichte und zum Genre seines Werkes passt. Doch ich persönlich stehe hinter der Aussage, dass niemand ein Buch nach seinem Einband beurteilen sollte. Ich schaue mir den Klappentext an, lese eine Seite und bilde mir dann ein Urteil. Rezensionen können hilfreich sein, wenn sie aus einer seriösen Quelle stammen.
Aus der Gesamtheit dieser Informationen treffe du dann meine Kaufentscheidung. Auch dann, wenn dir mir Cover auf den ersten Blick vielleicht nicht so zusagt.
Sicher hast du es auch schon einmal erlebt: Hinter einem unscheinbaren Karton können sich wahre Schätze verbergen. Deshalb passt das Sprichwort auch zum Bücherkauf: Betrachte ein Buch nicht nach seinem Einband. Schaue hinter den Deckel und erkunde, welche Geschichte sich darin verbirgt. Wenn du sie liebst, dann wegen ihres Inhalts. Denn beim Lesen tritt das Cover in den Hintergrund.
Wie hältst du es beim Bücherkauf? Welche Rolle spielt das Cover bei dir? Schreib es gern in die Kommentare.
Fünf Dinge, auf die du bei der Covererstellung achten solltest:
- Das Buchcover muss zum Inhalt und zum Titel passen.
- Achte auf eine aussagekräftige Schriftart.
- Grafik, Farbe und Schrift sollten eine Einheit bilden und sich nicht gegenseitig überdecken.
- Wähle ein Coverbild, das eine Szene aus dem Buch erzählt und den Betrachter neugierig macht.
- Das Cover sollte die Zielgruppe ansprechen.

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