Schwiegermutter und Schwiegertochter -zwischen Konflikt und Nähe

Schwiegermutter und Schwiegertochter -zwischen Konflikt und Nähe

Schwiegermutter und Schwiegertochter lieben ein und dieselbe Person auf unterschiedliche Weise: Es ist der Sohn Er lernt eine Freundin kennen und stellt sie seiner Mutter vor. Sympathie oder Abneigung können sich in der ersten Viertelstunde entwickeln. Manchmal treten Konflikte erst nach einiger Zeit auf. Auf der anderen Seite gibt es Frauen, die mit den Jahren ein sehr herzliches Mutter-Tochter-Verhältnis entwickeln. Woran kann es liegen, dass die Beziehung zwischen Schwiegermutter und Schwiegertochter in der einen Familie mit Konflikten belastet, in anderen hingegen sehr offen und herzlich ist? Was kannst du tun, um das Miteinander zu verbessern? Gibt es einen Tag, an dem du erkennst, dass es keinen Zweck mehr hat? Erfahre mehr, über einen Konflikt, der leider schon sehr alt ist.

Schwiegermutter und Schwiegertöchter – Illustration über Konflikt und Nähe im Familienleben.
Ein gutes Verhältnis zwischen Schwiegermutter und Schwiegertochter kann das Leben bereichern. Ist es schlecht, leiden oft beide darunter.

Schwiegermutter und Schwiegertochter: Ein Jahrhunderte alter Konflikt

Das Verhältnis zwischen Schwiegermutter und Schwiegertochter kann von einer tiefen Bindung geprägt oder zerrüttet sein. Der Konflikt ist nicht neu: Es gibt ein Volksmärchen von Jacob und Wilhelm Grimm, das weniger bekannt ist und nur als Fragment vorliegt. Die Schwiegermutter sperrt ihre Schwiegertochter mit den beiden Enkelsöhnen in ein Verlies. Dann entscheidet sie sich, die Enkelsöhne zu verzehren. Der Koch bereitet stattdessen ein Schwein zu und rettet den Kindern das Leben.

Leider wissen wir nicht, wie die Geschichte endet. Vermutlich wird die Schwiegermutter ihre Antipathie mit ihrem Leben bezahlen. Trotz des fehlenden Endes zeigt uns das Märchen einen Jahrhunderte alten Konflikt, den zahlreiche junge Frauen bis heute erleben. Hier kannst du das Fragment mit dem Titel „Die Schwiegermutter“ lesen.

Nicht nur Schwiegermütter lehnen die Frau ihres Sohnes ab: Es geht auch umgekehrt. Die Schwiegertochter kann mit der Mutter ihres Partners so gar nichts anfangen. Egal, auf welche Ebene sich der Konflikt bewegt: Oft belastet er die gesamte Familie. Der Sohn steht zwischen Mutter und Ehefrau. Die Enkelkinder wachsen mit dem schwierigen Verhältnis auf. Und nicht immer gibt es einen Weg zur Versöhnung.

Ein herzliches Verhältnis zueinander ist nicht ausgeschlossen

Doch es geht auch ganz anders: Es gibt Frauen, die zu ihrer Schwiegermutter ein ganz wunderbares Verhältnis zueinander haben. Die Chemie stimmt. Es gibt ein gewisses Maß an Toleranz, Diplomatie und Wertschätzung dem anderen gegenüber. Viele junge Frauen legen auf ein gutes Verhältnis zur Familie ihres Mannes einen großen Wert. Oft stammen sie selbst aus einem harmonischen Elternhaus und möchten das in ihrer Schwiegerfamilie weiterleben. Oder sie haben eine Erziehung genossen, die auf gegenseitiger Achtung basierte.

Das bedeutet nicht, dass eine junge Frau, die in belasteten Verhältnissen aufwachsen musste, ihre Schwiegermutter ablehnt. Es gibt junge Frauen, die die Harmonie in der Familie ihres Mannes genießen und dankbar sind, für die Offenheit und Liebe, die ihnen entgegengebracht wird.

Einen einzigen Grund für einen Konflikt zwischen Schwiegermutter und Schwiegertochter gibt es nicht. Ebensowenig können wir die generelle Aussage treffen, dass das Miteinander gut funktioniert, wenn das junge Paar in stabilen Elternhäusern aufwachsen durfte. Die Frage „Konflikt oder Harmonie“ lässt sich nicht mit einer Strategie beantworten. Dazu sind die Menschen zu vielschichtig. Und die Konstellationen in den Familien ist es auch. Doch es gibt Möglichkeiten, das Verhältnis zu beeinflussen. Im positiven und im negativen Kontext.

Wenn sich unterschiedliche Familien gut verstehen sollen

Ich entstamme einer großen Familie: Vier Söhne mit ihren Partnerinnen und zwei Schwiegermütter zählen dazu, da die Eltern meines Mannes nicht miteinander verheiratet sind. In meiner Kindheit wuchsen wir in räumlicher Nähe mit dem Bruder meines Vaters auf: Meine Omi hatte zwei Schwiegertöchter, mit denen sie sehr gut harmonierte. Von ihr stammt die Aussage, dass man immer diplomatisch sein muss. Es war ihr unheimlich wichtig, dass wir uns alle gut verstehen.

Durch die Heirat der Kinder kommen völlig unterschiedliche Charaktere zusammen, die plötzlich zu einer Familie gehören und sich gut verstehen sollen. Das funktioniert nicht immer.

Worte meiner Mutter zu meinem privaten Schwiegermutterkonflikt

Ich bekam Diplomatie in meiner Herkunftsfamilie von frühester Kindheit an vermittelt. Mit meiner Omi habe ich gemein, dass es mich sehr glücklich macht, wenn alle miteinander harmonisch sind. Doch das ist eine Wunschvorstellung, die in meiner Familie nur zu 75 Prozent funktioniert. Meine Herkunftsfamilie brach nach dem Tod meiner Omi auseinander: Mein Vater und sein Bruder verstanden sich nie wirklich gut. Sie sahen keinen Grund, das diplomatische Verhältnis fortzuführen. Leider starb mein Vater sehr früh, vielleicht wäre eine Versöhnung zu einem späteren Zeitpunkt möglich gewesen.

Wir passen nicht zusammen

Im zweiten Buch meiner Romanreihe Anna und Mike gibt es einen Konflikt zwischen Schwiegermutter und Schwiegertochter, der sich einer extremen Antipathie bedient. Schon die erste Begegnung ist von einer signifikanten Ablehnung geprägt, die sich im Verlauf der Jahre immer weiter verschärft. Sowas gibt es nur im Roman, magst du vielleicht denken. Anna und Mike ist eine fiktive Geschichte. Doch trägt nicht jeder Roman Spuren des Lebens seines Autors in sich?

Wenn ich gefragt werde, ob es Parallelen zu meiner Biografie gibt, dann antworte ich gern mit einem „natürlich gibt es die“. Die Beziehung zwischen Schwiegertochter und Schwiegermutter, von der ich in meiner Romanreihe erzähle, habe ich mit der Mutter meines Mannes erlebt. Nicht in den einzelnen Ereignissen. Aber in dieser Ablehnung von Tag Eins. Sie zog sich bei uns durch Jahrzehnte. Im Artikel Kontaktabbruch in der Familie habe ich das Thema schon einmal aufgegriffen. Hier soll es konkret um eine Beziehung zwischen zwei Frauen gehen, die durch den Sohn und Ehemann miteinander verbunden sind. Manchmal ein Leben lang.

Die künstlerische Freiheit

Meine Schwiegermutter ist hochbetagt, sie erfreut sich einer guten Gesundheit, und ich hoffe tief in meinem Herzen, dass das noch lange so bleibt. Das ist kein Zynismus, sondern ein ehrlicher Wunsch. Wir haben miteinander abgeschlossen, warum sollte ich ihr etwas Böses wollen? Ich musste die Mitte meines Lebens überschreiten, um zu erkennen, dass ihr Lebensweg kein Schöner war und dass sie alles neidete, was mein Mann und ich miteinander lebten. Wir erfüllten uns die Lebensträume, die ihr verwehrt blieben. Im Grunde tut sie mir heute leid. Aber jeder bastelt selbst an seinem Lebenskonstrukt, überall gibt es Gewitterwolken. Manchmal führen sie zu Verbitterung. Diplomatie und Wertschätzung sind gar nicht möglich.

Warum gehe ich so offen mit dem Thema um, obwohl meine Schwiegermutter noch lebt? Die Antwort ist einfach: Das Desinteresse ist so ausgeprägt, dass sie nichts über meine berufliche Tätigkeit weiß und auch nicht wissen möchte. Ich habe Stochastik im Abi nicht so gemocht, aber die Wahrscheinlichkeit, dass sie diesen Artikel oder gar meine Romanreihe liest, ist gleich Null. Und ich sehe keinen Grund, meine persönlichen Erfahrungen zu verstecken. Ich gehe nicht ins Detail, aber ich darf ansprechen, dass ich selbst von einem Schwiegermutterkonflikt betroffen bin.

Die künstlerische Freiheit erlaubt mir, Begegnungen, die ich in meinem Leben hatte, im Roman zu verarbeiten. Marlies, so heißt die Schwiegermutter in meiner Romanreihe, ist nicht die Mutter meines Mannes. Sie heißt anders, sie sieht anders aus und hat einen anderen Beruf. Ich bewege mich somit in einem Rahmen, der mir als Autorin zugestanden wird. In meinen Romanen und in diesem Artikel.

Der Konflikt setzt sich fort

Ich legte mein Abitur mit Anfang 30 im Zweiten Bildungsweg ab. In den drei Jahren kam es mit einigen Lehrern, die im Alter gar nicht so weit von mir entfernt waren, zu persönlichen Gesprächen. Meine Englischlehrerin hatte zwei Jungs, wir sprachen über den Wunsch nach einer Tochter. Sie winkte ab und sagte: „Warten Sie es ab, die Mädchen kommen und gehen, bis dann eine bleibt.“

Mittlerweile sind unsere Söhne erwachsen. So viele Mädchen waren es nicht, die gekommen und gegangen sind. Unsere Jungs sind eher bodenständig, oder sie haben uns nicht alles erzählt. Wir haben versucht, die Diplomatie meiner Omi in die nächste Generation mitzunehmen. Es hat bei einem unserer Söhne nicht geklappt. Ein zweites Mal erlebten wie diese Ablehnung von Tag Eins, die wir aus dem Elternhaus meines Mannes kannten. Doch Herzlichkeit und ein warmes Miteinander überwiegt, in unserer Familie. Das macht uns sehr glücklich.

Vielleicht sind es die persönlichen Erfahrungen, die das Thema für mich so interessant und relevant machen. Ist es möglich, die Fragen, die ich mir eingangs stellte, zu beantworten?

Die wichtigste Frau im Leben eines Mannes – warum der Konflikt so alt ist

Bei der Beschäftigung mit dem Thema habe ich oft gelesen, dass die Mutter die erste große Liebe im Leben eines Jungen ist. Diesen Platz nimmt irgendwann die Freundin ein. Nach einer Hochzeit ist es die Ehefrau. Ist Eifersucht ein Grund für Konflikte? Sind Mütter zu anhänglich und Schwiegertöchter zu empfindlich?

Zwei Frauen sind im Leben eines Mannes eine zu viel: Das mag ein Grund sein, warum der Konflikt schon in den alten Volksmärchen thematisiert wurde. Die Brüder Grimm lebten im 18. und 19. Jahrhundert. Die Märchen stammen nicht aus ihrer Fantasie, sondern sie wurden über Jahrhunderte weitererzählt. Die Grimms haben sie zusammengetragen und aufgeschrieben. Also gab es vermutlich schon im Mittelalter Schwiegermütter, die den Frauen ihrer Söhne und den Enkeln Böses wollten.

Dass die Beziehung zu den Enkelkindern oft unter einem Konflikt von Schwiegermutter und Schwiegertochter leidet, ist ein sehr trauriges Kapitel, das ich in einem eigenständigen Artikel aufgreifen werde. Großeltern sind für die Enkel wichtige Bezugspersonen. Sie sollten in einen Konflikt nicht einbezogen werden. Doch genau das ist oft die Konsequenz, wenn sich Schwiegermutter und Schwiegertochter nicht gut verstehen.

Vom Loslassen bis zur persönlichen Abneigung

Es gibt Mütter, die nicht loslassen können. Sie behandeln den erwachsenen Sohn wie ein Kind und mischen sich in alles ein. Ob Haushalt, Frisur, Erziehung der Kinder oder Beruf: Die Schwiegertochter kann der Mama nichts recht machen. Das habe ich erlebt. Heute weiß ich, dass es nicht an meiner Person lag: Die Mutter meines Mannes hätte jede Frau so behandelt. Mein Mann entstammt einer Affäre. Seine Geburt verwehrte seiner Mutter den Weg zum Studium. Wer sein Kind nicht annehmen kann, lehnt die Familie des Kindes ebenso ab. Das Interesse an unseren Kindern beschränkte sich auf die Noten in der Schule. Hobbys, Freunde, Träume? Hatten nie keine Relevanz. Heute gibt es keinen Kontakt mehr. Auf beidseitigen Wunsch: Die Enkel haben wenig Interesse, und wenn sie sich melden, kommt nichts zurück.

Umgekehrt geht es auch: Die Schwiegertochter lehnt die Schwiegermutter ab. Das kommt häufig vor, wenn Mama und Sohn ein außergewöhnlich enges Verhältnis zueinander haben. Doch das ist nicht der einzige Grund in der vielschichtigen Beziehung. Unterschiede in der Bildung oder voneinander abweichende Lebenseinstellungen können zu Schwierigkeiten führen. Durch die Wahl des Sohnes werden in einigen Familien zwei Frauen an einen Tisch gezwungen, die sich niemals freiwillig zusammensetzen würden. Es gibt keine Sympathie, keine gemeinsamen Interessen und keine Themen für ein intensives Gespräch. Trotzdem gehören sie zu einer Familie. Um das zu lösen, braucht es die Diplomatie, von der meine Omi einst sprach.

Von Liebesbeziehungen und vollendeten Tatsachen

Wir Menschen sind Individuen, die eine ganz spezielle Vorstellung von ihrem Leben haben. Gleichgesinnte verbindet, dass die Interessen oder die Lebenseinstellung ähnlich sind. Ähnliche oder gleiche Vorstellungen sind die Voraussetzung dafür, dass wir Verbindungen eingehen. So entwickeln sich Freundschaften oder Partnerschaften. Manche halten einige Jahre, andere das ganze Leben lang.

Schwiegereltern und Schwiegerkinder sind durch die Partnerschaft des Sohnes miteinander verbunden. Zwei Menschen lieben sich, die Familie wird vor vollendete Tatsachen gestellt. Das ist eine Errungenschaft: Die Brüder Grimm lebten noch in einer Zeit, in der Ehen aus dynastischen oder wirtschaftlichen Gründen geschlossen wurden. Liebe spielte nur eine untergeordnete Rolle. Das führte dazu, dass sich die Eltern manchmal besser verstanden, als das verheiratete Paar. Heute ist es umgekehrt: In der westlichen Welt basiert die Ehe in der Regel auf Freiwilligkeit und gegenseitiger Zuneigung. Manchmal hält beides nicht ein Leben lang. Aber der gute Wille ist bei den meisten Hochzeiten da.

Warum Schwiegermütter Ablehnung zeigen

Zwischen dem jungen Paar und den Schwiegereltern können zahlreiche Probleme zu Zerwürfnissen führen. Sieben mögliche Konflikte habe ich während der Arbeit an meinem Roman recherchiert.

Emotionale Konkurrenz zwischen der Mutter und der Partnerin

Viele Mütter haben an ihre Söhne eine besonders enge Bindung. Sie wollen oder können nicht loslassen. Tritt eine Frau in das Leben des Sohnes, entsteht eine emotionale Konkurrenz. Die Mutter möchte ihren Einfluss nicht verlieren, die Ehefrau ihr eigenes Leben aufbauen. Die Folge können Eifersucht oder ein Wettstreit um die Gunst des Mannes sein.

Zu viel Einmischung, zu wenig Unterstützung

Nicht jeder Ratschlag der Schwiegermutter ist böse gemeint. Doch gerade bei Themen wie Haushalt, Kindererziehung oder persönliche Weiterentwicklung kann es zu Konflikten kommen. Einige Schwiegermütter möchten ihr eigenes Leben auf Sohn und Schwiegertochter übertragen. Es gibt aber auch Schwiegertöchter, die jede noch so kleine Geste als übergriffig empfinden.

Mangelnde Unterstützung kann ein weiteres Problem sein. Es gibt junge Familien, die zu viel von den Schwiegereltern erwarten. Das gilt besonders dann, wenn sie selbst noch arbeiten oder ihre Rentenjahre für eigene Projekte und Unternehmungen nutzen möchten. Kindererziehung ist in erster Linie die Sache der Eltern. Großeltern sollten möglichst nicht in die Pflicht genommen werden und Hilfe auf freiwilliger Basis erfolgen.

Fehlende Identifikation in der Familie

Es gibt eine Studie aus dem Jahre 2022 im Auftrag von Grounded Theory, die sich mit fehlender Identifikation in der Familie beschäftigt. Der Sohn bleibt für die Mutter einziger Bezugspunkt. Die Schwiegertochter wird als „Eindringling“ in die enge Bindung betrachtet und oft auch so behandelt.

Umgekehrt kann es vorkommen, dass die Schwiegertochter die Familie ihres Partners nicht annehmen möchte, sondern als „außenstehend“ betrachtet. Beides ist oft der Fall, wenn die Lebenseinstellung und die Ziele der Familien von Mann und Frau zu verschieden sind. Sie wachsen nicht zu einem Verbund zusammen.

Unterschiedliche Lebenswelten

Oft kommen der Sohn und die Schwiegertochter aus ganz unterschiedlichen Lebenswelten. Die Herkunftsfamilien hatten einen unterschiedlichen Erziehungsstil oder sie haben andere Werte vermittelt. Auch Bildungsunterschiede kommen zum Tragen: In einigen Akademikerfamilien wird erwartet, dass die Schwiegertochter ganz selbstverständlich ein Studium vorzuweisen hat. Die Folge sind Vorbehalte, aber auch Missverständnisse: Wer in einer sehr ordentlichen Haushaltsführung aufwächst, kann sich am alternativen Lebensstil der Schwiegereltern schnell stören. Hier sind wieder Toleranz und Diplomatie gefragt.

Die veränderte Rolle der Frau in der Familie

In einigen Familien stört sich die Schwiegermutter daran, dass die Schwiegertochter neben der Kindererziehung arbeiten möchte. Gerade in traditionellen Familienmodellen gibt es Probleme mit der modernen Rolle der Frau, die mehr möchte, als „nur“ die Kinder zu erziehen.

Ich stamme aus Ostdeutschland, bei mir war es umgekehrt. Als ich mich entschied, für meine Kinder einige Jahre mit der Arbeit auszusetzen, war ich in den Augen meiner Schwiegermutter „zu faul zum Arbeiten.“ In der DDR war es vor allem in den Anfangsjahren möglich und üblich, ein Baby mit sechs Wochen in die Krippe zu geben und danach Vollzeit zu arbeiten. Das „Babyjahr“ wurde erst in den späten 1970er-Jahren eingeführt.

Evolutionäre und psychologische Perspektive

Die Wurzeln dieses Konflikts liegen in dem Urbedürfnis einer Mutter, für ihr Kind nur das Beste zu wollen. Doch dabei verkennen einige, dass der Sohn erwachsen ist und eigene Wege geht. Manchmal ist es ein unbewusster Instinkt, der mit einer Verlustangst einher geht. Doch der Schutz des Sohnes kann auch übergriffig anmuten und eine große Belastung für die familiäre Beziehung sein.

Unsichtbare Missverständnisse

Es gibt junge Frauen, die ehrliche Freundlichkeit als Kritik werten. Ursache können unterschiedliche Stile in der Kommunikation oder kleine Gesten sein. Was eigentlich lieb gemeint ist, wird als Kritik oder Angriff verstanden. Dahinter verbirgt sich häufig ein geringes Selbstwertgefühl der Schwiegertochter, das bereits vor der Beziehung zu dem Partner bestand.

Auswirkungen des Schwiegermutterkonflikts auf die Beziehung

Es gibt zahlreiche Studien, die zeigen, dass ständige Konflikte mit der Schwiegermutter eine große Belastung in der Ehe sein können. Bei großen Problemen in der Familie leidet die psychische Gesundheit der Schwiegertochter. Sie schafft es nicht, mit ihrem Partner ein eigenes Leben aufzubauen. Im schlimmsten Falle trennt sich das Paar.

Und welche Rolle spielt der Sohn? Wenn er sich klar hinter seine Partnerin stellt, ist das ein deutliches Signal an die Mutter. Es kann den Konflikt entschärfen. Doch geht er mit seiner Mutter konform und positioniert sich gegen die Partnerin, vergrößert das die Probleme. Hier ist eine Trennung häufig der einzige Ausweg.

Wenn die Schwiegertochter auf Distanz geht

Die Kommentarspalten in den sozialen Netzwerken sind häufig lang, wenn es um den Konflikt zwischen Schwiegermutter und Schwiegertochter geht. Das zeigt, wie sehr das Thema polarisiert. Beim Scrollen fällt auf, dass häufig von der „toxischen Schwiegermutter“ die Rede ist. Wobei es sich um die Mutter des Partners handelt. Doch es geht auch umgekehrt: Die Schwiegertochter geht auf Distanz und möchte mit der Familie ihres Partners keinen Kontakt. Auch dafür benennen Studien verschiedene Gründe.

Vorurteile und negative Erwartungshaltung

Wenn die Beziehung von Tag Eins vergiftet ist, liegt das häufig an Klischees und Stereotypen, wie sie in dem Märchen der Grimms beschrieben werden: Die Schwiegermutter mischt sich nur ein, sie kann mich nicht leiden, eigentlich möchte ich sie gar nicht kennenlernen. Wer mit dieser Erwartungshaltung in das erste Kennenlernen geht, ist direkt auf Ablehnung programmiert. Diese lässt sich manchmal nie wieder ablegen.

Angst um die eigene Autonomie

Schwiegertöchter möchten zu Recht ihr eigenes Leben führen und sich in sensible Dinge wie die Führung des Haushalts, die Erziehung der Kinder oder den eigenen Stil nicht reinreden lassen. Aus diesen verständlichen Wünschen kann sich eine Angst um die eigene Autonomie entwickeln, die ein harmonisches Miteinander innerhalb der Familie nicht zulässt.

Loyalitätskonflikt mit dem Partner

Die Ehefrau möchte gern die Nummer Eins im Leben ihres Partners sein. Wenn sie sich der Schwiegermutter unterlegen fühlt oder glaubt, der Sohn hängt mehr an seiner Mutter, als an ihr, kann das zu einem Loyalitätskonflikt führen. Dieser lässt sich nur durch Gespräche oder die eindeutige Positionierung des Sohnes lösen.

Vergleich und Konkurrenzgefühl

Es gibt Frauen, die sich ständig mit der Schwiegermutter vergleichen. Dahinter steht eine Unsicherheit, die schon vor der Beziehung bestanden hat. Wenn die Schwiegertochter glaubt, sie kann nicht so gut kochen und backen und sie erzieht die Kinder nicht perfekt, kann sich dies in einer Ablehnung widerspiegeln, die das Verhältnis innerhalb der Familie belastet.

Psychologische Schutzmechanismen

Wer von zu Hause eine große Unsicherheit mitbringt oder selbst Ablehnung erfahren hat, überträgt das unbewusst auf die Familie des Mannes, insbesondere auf die Schwiegermutter. Die Folge ist eine Abgrenzung. Hier lautet das Motto: Wenn ich mich nicht öffne, kann ich nicht verletzt werden. Es kann dazu kommen, dass die Schwiegerfamilie in einen Konflikt gezogen wird, den die junge Frau bereits von zu Hause mitgebracht hat.

Brücken bauen

Ablehnung und Konflikte haben immer verschiedene Ebenen und vor allem zwei Seiten. Niemand sollte pauschal die Schwiegermutter oder die Schwiegertochter verurteilen. Es ist wichtig, beide Seiten zu hören. Manchmal schaffen es enge Familienmitglieder wie Geschwister oder Großeltern, Brücken zu bauen und die Fronten aufzuweichen. Manchmal folgt auf schwierige Monate oder Jahre ein schönes und entspanntes Verhältnis.

Kämpfen oder aufgeben? – Was tun, wenn es einfach nicht funktioniert?

Es gibt Familien, in denen die Beziehung zwischen Schwiegermutter und Schwiegertochter über Jahre nicht funktioniert. Gespräche bringen kein Ergebnis, es ändert sich am Verhalten nichts, der Wechsel von Kontaktabbrüchen und Versöhnungen wird immer größer. Solltest du kämpfen oder irgenwann aufgeben?

Ich habe gestanden, dass wir die Beziehung zu meiner Schwiegermutter aufgegeben haben. Es war keine einseitige Entscheidung, sondern eine Erkenntnis, die beide Seiten unbewusst umsetzten. Es passt einfach nicht, und es gibt keinen Weg mehr zueinander. Es ist traurig, weil meiner Schwiegermutter viel entgeht, was unsere Familie ausmacht. Die Enkel binden sich, Urenkel werden geboren, und die Oma weiß davon gar nichts.

Wir haben niemanden blockiert und unsere Telefonnummern nicht geändert und leben seit über dreißig Jahren an der gleichen Adresse. Umgekehrt ist es ebenso. Ghosting betreibt niemand von uns. Es gibt keinen Kontakt, weil es für beide Seiten unbefriedigend ist.

Mein Rat ist dennoch: Kämpfen und nicht nicht so schnell aufgeben. Familie ist das Wertvollste, was wir besitzen, wir sollten es nicht einfach wegwerfen. Manchmal lohnt es sich, und aus dem Konflikt wird eine Nähe, die beide Frauen bereichert. Das Leben ist schöner und erfüllender, wenn wir diplomatisch sind und Harmonie anstreben. Allerdings müssen es beide Seiten wollen. Glücklicherweise ist das in vielen Familien der Fall. In den meisten, hoffe ich.

Die Welt von Anna und Mike – neunteilige Serie zur Romanreihe

Dies ist der zweite Artikel meiner Serie, die dich in die Welt von Anna und Mike einführt und dir zeigt, dass der Roman eine Geschichte ist, die in unserer Generation, unserem Leben, unserer Zeit spielt. Die Konflikte zwischen Schwiegermutter und Schwiegertochter mögen so alt wie unsere Zivilisation sein. Dennoch bleiben sie aktuell. In meinem Roman gibt es aber auch die andere, liebevolle Beziehung zwischen den beiden Familien der Partner. Ich möchte viele Facetten unseres Lebens zeigen. Du darfst gespannt sein!

Im dritten Teil der Serie geht es um Untreue und Lügen in einer Beziehung. „Anna und Mike“ ist nicht nur ein Familienroman: Liebe und Beziehung sind Themen, die meine Protagonisten durch die Generationen begleitet. Dabei kommt es nicht nur zu schönen Momenten, sondern auch zu Konflikten. Warum Untreue nicht automatisch das Beziehungsende sein muss, erfährst du im nächsten Artikel.

  1. Armeedienst in der DDR: Einschnitt in das Leben der jungen Männer (Buch 1: Jugendliebe)
  2. Schwiegermütter und Schwiegertöchter: Zwischen Konflikt und Nähe (Buch 2: Wendezeit)
  3. Untreue und Lügen – das Ende einer jeden Beziehung? (Buch 3: Erinnerung)

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