Oma mit 40 – wenn das Leben eine Generation überspringt

Oma mit 40 – wenn das Leben eine Generation überspringt

Oma mit 40? Gibt es so junge Großmütter noch? Besonders im Osten Deutschlands bekamen Frauen sehr früh Kinder. Wenn es der Nachwuchs ebenso einig hat, kann das erste Enkelkind um den 40. Geburtstag herum zur Welt kommen. Was bedeutet die junge Großelternschaft für Familien und wie entwickelt sich die Beziehung zu den Enkelkindern? Wie fühlt es sich an, eine ganze Generation zu überspringen? Im sechsten Teil meiner Serie über die Themen meines Romans „Anna und Mike“ beschäftige ich mich mit einem Thema, das nicht nur meine Protagonistin erlebt: Ich selbst bin mit 40 Jahren Oma geworden. Meine Mutter war bei der Geburt ihres ältesten Enkelkindes nur unwesentlich älter. Es ist ein besonderer Erfahrungsbericht und ein Ereignis, welches das Leben der jungen Großeltern prägt.

Drei Generationen auf einem Foto: Eine Frau Anfang 40 mit ihrer Tochter und dem Enkelkind, das ein Baby ist
Drei Generationen: Die Mutter und die Oma des Babys sind noch sehr jung

Das erste Kind? – Nach dem 30. Geburtstag

Frauen, die mit 40 Oma werden, sind in unserer Gesellschaft selten geworden. Im Jahre 2023 lag das Durchschnittsalter von Müttern, die ihr erstes Kind bekamen, bei etwa 30,3 Jahren. In den Jahren 1989/90, zur Zeit der Wende, waren Frauen in der DDR bei ihrem ersten Kind 23 Jahre alt. In der BRD lag das Alter bei 27 Jahren.

Das sind statistische Werte: Es gab auch in Westdeutschland Frauen, die früh Mutter wurden. In der DDR galt eine Frau ab 25 Jahren bereits als „alte Erstgebärende“. Aus biologischer Sicht war diese Einschätzung gar nicht so verkehrt: Fünf Jahre nach der Menarche ist die Fruchtbarkeit einer jungen Frau am höchsten. Mädchen sind beim Einsetzen ihrer Regel im Durchschnitt 12 Jahre alt. Also müssten sie, wenn wir die Biologie betrachten, mit 17 ihr erstes Kind bekommen. Zehn Jahre später wären sie bereits alt.

Dass Frauen ihr erstes Kind später bekommen, ist eine eine Entwicklung, die für alle Länder der westlichen Welt gilt. Mit 17 Jahren sind junge Menschen noch nicht wirtschaftlich selbstständig. Viele möchten in ihrem Leben mehr erreichen, als nur Hausfrau und Mutter zu sein. So kollidiert die Biologie der Frau mit dem sozialen Status. Glücklicherweise ist die Medizin heute so weit, dass Frauen auch lange nach ihrem 30. Geburtstag noch ein oder mehrere gesunde Kinder bekommen können. Doch das führt dazu, dass es ganz junge Großmütter immer seltener gibt.

Keine belegbaren Zahlen für junge Großmütter

In der DDR bekamen viele Frauen ihr erstes Kind vor dem 25. Geburtstag. Das führt dazu, dass es im Osten Deutschlands in der Theorie mehr junge Großeltern leben, als im Westen Deutschlands. Leider gibt es keine belegbaren Zahlen oder Statistiken: Diese beginnen erst ab einem Alter von 45 Jahren. Doch es sind Durchschnittswerte für das Alter bekannt, in dem das erste Enkelkind geboren wird: Frauen werden mit 53 Jahren das erste Mal Oma, Männer sind drei Jahre älter.

Heute hat sich das Alter der Erstgebärenden in Ost und West angeglichen. Ist die Mutter beim ersten Kind 30 Jahre oder älter, ist eine Großelternschaft mit 40 Jahren gar nicht mehr möglich. Rechnerisch muss die Großmutter bei der Geburt ihres ersten Kindes 20 Jahre oder jünger sein. Sohn oder Tochter sollten ebenfalls im jungen Erwachsenenalter das erste Mal Vater oder Mutter werden.

Mehrere junge Großeltern in unserer Familie

In unserer Kernfamilie gibt es drei junge Omas und zwei Opas: Sie bekamen ihr erstes Enkelkind zwischen dem 39. und 44. Geburtstag. Es hat mich inspiriert, die junge Großelternschaft in meine Romanreihe aufzunehmen und einige Erfahrungen aus meiner Familie in diesem Artikel zu erzählen.

Junge Mama – junge Oma

Ich habe mein erstes Kind mit 17 Jahren bekommen. Ein knappes halbes Jahr nach meinem 40. Geburtstag wurde mein erstes Enkelkind geboren. Mein Schwiegerpapa war noch ein wenig schneller: Er wurde mit 19 Jahren Vater und vor seinem 40. Geburtstag Großvater. Als mein Mann und ich unser erstes Kind bekamen, waren unsere Mütter 44 Jahre alt. Alle standen mitten im Berufsleben. Mein Bruder und unser jüngster Sohn durften sich mit elf beziehungsweise acht Jahren Onkel nennen.

Die Verschiebung setzt sich auch in der vorigen Generation fort: Meine Mutter und meine Schwiegermutter waren bei der Geburt des ersten Urenkels 67 Jahre alt. Das Leben, das hinter diesen vielen Zahlen steckt, nimmt eine Veränderung, die in der Gesellschaft schon irgendwo besonders ist.

Unser ältestes Enkelkind ist so alt wie der Sohn meiner Sandkastenfreundin. Ein Arbeitskollege meines Mannes ist mit 40 Jahren das erste Mal Vater geworden. Manchmal albern wir herum: Was hast du eigentlich die ganzen Jahre gemacht? Gelebt, heißt die Antwort dann. Und tatsächlich: Die Jugend ist für ganz junge Mamas und Papas erst einmal vorbei. Ja, wir konnten mal tanzen gehen, wenn die Oma aufgepasst hat. Doch es war eine Ausnahme, und wir hatten Glück, dass wir eine Oma hatten, die zum Aufpassen bereit war.

„Warum sagt das Kind Oma zu dir?“

Die Zeit als ganz junge Oma war leicht und oft sehr lustig. Auf dem Spielplatz wurde mein Enkelkind gefragt, warum es zu mir Oma sagt. Später haben wir uns einen Spaß daraus gemacht: mein Enkelkind rief mich, wenn wir unterwegs waren. „Oma, kommst du mal?“ Erstaunte oder komische Blicke waren uns meistens sicher.

Bei unseren jüngeren Enkelkindern gleiche ich mich dem Durchschnittsalter der deutschen Großeltern an. Die Späße auf dem Spielplatz, im Zoo oder irgendwo anders sind nicht mehr möglich. Ansonsten ist alles gleich geblieben: Wir sind jung gebliebene Großeltern, die jede Sekunde mit den Enkeln genießen. Aber so jung sind wir nun leider nicht mehr.

Was die Generationenverschiebung bedeutet

Meine Großmütter waren 57 und 70 Jahre alt, als ich geboren wurde. Ich wuchs mit Onkeln, Tanten, Cousins und Cousinen auf, die in meinem Alter waren. Meine Omas arbeiteten nicht mehr, sie hatten immer Zeit für uns. Meine Omi wohnte bei uns im Ort, die Oma 200 Kilometer entfernt. Dort verbrachten wir die Ferien. Ich habe tausend schöne Erinnerung an die Zeit mit meinen Großeltern.

Zwei Opas gab es auch, das war in meiner Generation nicht selbstverständlich. Viele meiner Freunde hatten keinen Opa, er war im Krieg gefallen. Doch dann verlor ich alle Großeltern binnen vier Jahren: Mit Achtzehn hatte ich mich von allen verabschieden müssen.

Dieser Tage traf ich eine Nachbarin: Sie ist Mitte 40 und war auf dem Weg zu einem Besuch bei ihrer Oma. Ich habe sie beneidet, weil ich meine Großeltern gern länger in meinem Leben behalten hätte. Nur meine Omi war für einen Zeitraum von vier Monaten Uroma. Dann starb sie.

Kinder und Enkel lange begleiten

Wenn mein ältestes Enkelkind Mitte 40 ist, bin ich 85 Jahre alt. Mit etwas Glück bin ich dann noch da, lerne meine Urenkel und eventuell auch noch ein UrUr-Enkelchen kennen. Ich finde diese Gedanken total spannend.

Es ist ein schöner Aspekt der Generationenverschiebung: Junge Großeltern können ihre Nachkommen lange begleiten. Der Arbeitskollege meines Mannes hofft, seine Enkel noch kennenzulernen. Der Sohn meiner Freundin hat ein Großelternpaar, das hochbetagt sind. Die Eltern seines Vaters sind verstorben. Meine Mutter ist das sechste Kind, beide Eltern waren bei ihrer Geburt älter als 40 Jahre. Sie hat keine Erinnerung an ihre Großeltern: Als sie zwei Jahre alt war, verstarb der letzte Großvater.

Als junge Eltern und Großeltern können wir unsere Kinder und Enkel lange begleiten. Natürlich ist das kein Garant: Es gibt Menschen, die sehr früh versterben. Dies ist ein Argument von Müttern, die bei der Geburt ihres ersten Kindes schon älter sind. Auch das habe ich erlebt, mein Vater wurde nur 52 Jahre alt. Doch wer bei der Geburt seines Kind jünger ist, hat wenigstens die Chance, auf ein langes gemeinsames Familienleben.

Viel Zeit mit Oma und Opa

Meine Großmütter haben nicht mehr klassisch gearbeitet, als ich ein Kind war. Meine Omi, die Mutter meines Vaters, ging in Rente, als ich drei Jahre alt war. In der DDR stand Frauen mit 60 Jahren dieses Privileg zu. Meine Oma mütterlicherseits war bereits zehn Jahre Rentnerin. Die Opas ebenfalls.

Ich konnte jederzeit zu meiner Omi kommen. Sie wohnte keine zwei Kilometer von uns entfernt und hatte immer Zeit für mich. Wir haben gespielt, erzählt, fern gesehen und wir waren im Garten. Omi und Opi waren Obstzüchter. Ich erinnere mich gern an den Geruch der frischen Erde im Gewächshaus, wenn wir Pflanzen pikiert haben. Mein Opi züchtete Alpenveilchen: Es waren seine Lieblingsblumen.

Wenn wir die Oma in Mecklenburg besuchten, verbrachten wir ganze Tage zusammen. Auch dort spielten wir, kochten gemeinsam, unternahmen lange Spaziergänge und arbeiteten im Garten. Sie holte dicke Möhren aus der Mecklenburger Erde: In unserem märkischen Sand waren sie so dünn, dass wir die Aussaat aufgaben. Im Hof hinter ihrem Haus hielt sie Hühner. Es gab jeden Morgen frische Eier. Den Broiler, den sie zu Weihnachten von einem geschlachteten Tier servierte, mochte ich nicht so sehr. Wir verbrachten sehr viel Zeit mit Oma und Opa. Zeit, die junge Großeltern nicht für ihre Enkel haben.

Vom Arbeitsleben und den eigenen Interessen

Mein Mann und ich haben (bald) fünf Enkelkinder. Acht bis zehn Jahre müssen wir noch arbeiten, bis wir das Rentenalter erreichen. Es kommt darauf an, was die Regierung in Bezug auf den „frühzeitigen Renteneintritt“ für unsere Generation plant. Wir sind beide in Vollzeit beschäftigt: Unseren Enkeln ist es nicht möglich, einfach so vorbeizukommen. Da wir alle in einem Ort leben, gibt es keine Besuche über mehrere Tage oder Wochen. Wenn wir Zeit miteinander verbringen, verabreden wir uns an freien Nachmittagen oder an den Wochenenden.

Hinzu kommen eigene Interessen: Unsere vier Kinder haben einen großen Altersunterschied von bis zu 14 Jahren zwischen dem Ältesten und dem Jüngsten. Die Zeit war wunderbar, wir hätten gern eine größere Familie gehabt. Aber das ergab sich dann nicht, und die Gesellschaft ist darauf leider nicht mehr ausgerichtet. Ein Leben als Paar kannten wir nicht, weil wir erst zusammenzogen, nachdem unser erstes Kind bereits geboren war. Vorher trennten uns die 200 Kilometer, die mich auch von meiner Oma trennten: Mein Mann stammt aus dem kleinen Ort in Mecklenburg. Ich lernte ihn kennen, als ich meine Oma besuchte. Diesen kleinen Teil meiner Biografie kannst du in meiner Romanreihe lesen.

Als unser jüngstes Kind ein Teenager war, entwickelten wir eigene Interessen. Wir begannen, eine Zeit als Paar zu genießen, die wir noch nie hatten. Da waren wir Ende 40 und hatten zwei Enkelkinder. Wir nahmen sie gern mit, zu unseren Aktivitäten. Museen, Schlösser, Fahrradtouren: Auch Kinder können sich dafür begeistern. Für unser Kino und den Berliner Zoo und Tierpark haben wir Jahreskarten. Diese gemeinsamen Unternehmungen bringen viel Spaß. Doch wir haben auch Wochenenden und Nachmittage, die uns gehören. Diese bedingungslose freie Zeit, die meine Großeltern mir, meinem Bruder und den Cousins und Cousinen schenkten, können wir nicht geben. In unserer Biografie werden es die Urenkel sein, die vielleicht einmal den Platz einnehmen, den ich als Enkelin meiner Großeltern hatte.

Wir sind keine klassischen Großeltern

Manchmal denke ich, unser ganzes Leben ist in sich verschoben. Wir waren Eltern, als andere ihre Jugend genossen. Ich saß acht Jahre nach meinem eigenen Schulabschluss als Mutter in einer Elternversammlung und war mit Abstand die Jüngste. Wenn unser ältestes Enkelkind Abiball hat, kann ich mit einem ehemaligen Klassenkameraden tanzen. Sein Sohn ist im gleichen Jahrgang.

Wir waren bei unseren großen Kindern keine klassischen Eltern, und wir sind für unsere ältesten Enkel keine klassischen Großeltern. Abgesehen von der Zeit, die bei uns anders definiert ist, haben wir andere Gedanken und Interessen. Es fehlt die Generation dazwischen.

Weil unsere Kinder einen so großen Altersabstand haben, werden wir das klassische Großelternsein bei unserem jüngsten Sohn vielleicht erleben. Wenn er einmal Kinder bekommt, haben wir den 60. Geburtstag hinter uns gelassen. Unser ältestes Enkelkind ist dann erwachsen.

Alles hat seine Zeit

Manchmal denke ich, es wäre schön, jetzt noch einen Teenager zu Hause zu haben. Aber dann sehe ich, wie sich die Erziehung, die Schule und die Elternschaft verändert hat. Meine Sandkastenfreundin eckt auf Elternversammlungen mit ihren verstaubten Ansichten regelmäßig an. Sie sagt von sich selbst, dass sie „Oldschool“ wäre.

Und dann ist da noch die Sache mit der fehlenden Energie: Nach einem schönen Tag mit unseren lebhaften Enkeln sind wir oft ziemlich erledigt. Da stellen wir uns ab und zu vor, wie es wäre, sie jetzt ins Bett zu bringen und am Morgen um sechs Uhr aufzustehen, weil sie früh munter sind. Wir kommen in diesen Momenten zu dem Schluss, dass es schön ist ist, die Kinder in jungen Jahren bekommen zu haben. Alles im Leben hat seine Zeit. Die Energie, die wir unseren Kindern geben konnten, steht für die Enkel nur noch begrenzt zur Verfügung. Das reicht aus. Aber ob es für die Erziehung eines Teenagers noch ausreichen würde? Ich sage: Nein. Alles im Leben hat seine Zeit. Ich war lieber eine Oma mit 40, als dass ich in diesem Alter mein erstes Kind bekommen hätte.

Was junge Großeltern geben können – und was nicht

Junge Großeltern haben nicht die Lebenserfahrung, und sie haben für ihre Enkel nur ein begrenztes Zeitfenster, weil sie noch im Arbeitsleben stehen. Die Generationenverschiebung stimmt mitunter nachdenklich: Wenn ich Frauen zwischen 70 und 80 Jahren sehe, die mit ihren Enkeln am Strand oder im Zoo spazieren gehen, dann denke ich darüber nach, dass einige meiner Enkelkinder erwachsen sind. Werde ich das mit meinen Urenkeln erleben oder ist der enge Bezug dann gar nicht mehr da? Bekomme ich von unserem jüngsten Sohn und seiner Partnerin späte Enkelkinder? Oder sind mein Mann und ich in diesem Alter das erste Mal kinderlos?

Andere Gedanken kreisen um die Weisheit und Lebenserfahrung, die mein Mann und ich von unseren Großeltern bekommen haben. Die können wir an unsere Enkel derzeit noch nicht in dem Maße wiedergeben. Dafür haben wir mehr Energie. Wir machen viel Unsinn miteinander und haben jede Menge Spaß.

Beim Vergleich mit meinem Leben damals, als Enkelkind meiner Großeltern, und heute, als immer noch junge Oma, stelle ich fest, dass es keine Vorteile und keine Nachteile gibt. Es ist unsere Familiengeschichte, die wir zusammen geschrieben haben. Das Wichtigste, was Großeltern ihren Enkeln mitgeben können, ist Zeit und Liebe. Dafür müssen sie kein bestimmtes Alter haben. Beides muss von Herzen kommen.

Enkel als Dessert des Lebens

Königin Silvia von Schweden, Mutter von drei Kindern und Großmutter von neun Enkeln, sagte einmal, dass Enkel das Dessert des Lebens wären. Es ist schon etwas Besonderes, ein Kind in der nächsten Generation durchs Leben zu begleiten. Wir Großeltern haben das Privileg, keine Erziehungsarbeit mehr leisten zu müssen. Wir können die gemeinsame Zeit genießen. Die Verpflichtungen sind kleiner geworden, wir übernehmen sie ab und zu, aber die ganze Verantwortung lastet nicht mehr auf uns. Deswegen mag ich das Gleichnis der schwedischen Königin: Wir Großeltern erleben noch einmal, wie unsere Nachkommen aufwachsen. Doch wir erleben es anders: Mit dem Abstand einer Generation, mit weniger Aufgaben, aber dennoch mit ganz viel Liebe.

Mit 40 Oma werden? – Einfach genießen

Als ich meiner Mutter kurz nach meinem 17. Geburtstag beichtete, dass ich schwanger wäre, war sie einigermaßen entsetzt. Sie schimpfte ein bisschen, wies mich zurecht, doch dann sagte sie plötzlich, dass das Kinderbett meines sechs Jahre jüngeren Bruders noch auf dem Dachboden stünde. Das könnte ich benutzen. Nachdem unser Sohn geboren war, gab es einfach nur noch Freude. Auch meine Mutter musste während ihrer Omazeit Vollzeit arbeiten. Aber trotzdem blieb genug Raum, für Zeit mit den Enkelkindern. Heute sind sie lange erwachsen, das Verhältnis ist eng.

Wenn du von deiner Tochter oder deinem Sohn von einer frühen Elternschaft überrascht wirst, dann genieße diese schöne Nachricht. Es ist zu spät für Diskussionen. Das Kleine ist da und wird in einigen Monaten das Licht der Welt erblicken. Dann beginnt für dich ein neuer Lebensabschnitt. Zehn Jahre zu früh, aber mit der großen Chance, dein Enkelkind und seine Nachkommen noch lange zu begleiten. Deswegen solltest du die Nachricht einfach genießen. Sie gehört doch zu den Schönsten, die wir von unseren erwachsenen Kindern bekommen können. Ich bin gespannt, was das Leben für uns noch bereithält. Vielleicht werden wir irgendwann junge Urgroßeltern sein?

Die Welt von Anna und Mike: Neunteilige Serie zur Romanreihe

Anna und Mike leben in der Gegenwart: Beide wachsen in der DDR auf, sie verlieben sich als Teenager ineinander. Die frühe Elternschaft thematisiere ich in meinem Roman, weil Kinder für die meisten jungen Menschen ein wichtiger Teil der Zukunftsplanung waren. Die Gründe liegen auf der Hand: Die Familie hatte einen hohen Stellenwert. Ja, der Staat wollte den Nachwuchs, um ihn im sozialistischen Sinne erziehen zu können. Doch, ich betone es gern immer wieder: Wir hatten auch ein kleines Privatleben, in dem wir von einer Zukunft träumten. Kinder gehörten dazu.

Wir konnten nicht reisen und uns beruflich nur in Grenzen weiterentwickeln. Die Möglichkeiten, die junge Menschen heute haben, hatten wir in der DDR nicht. Heirat und Kinder waren die Insel, auf die wir uns zurückzogen. Arbeit und Familie ließen sich durch die flächendeckende Betreuung in Krippe und Kindergarten gut miteinander vereinbaren. Mütter hatten aber auch die Möglichkeit, zu Hause zu bleiben. Ab den 1980er-Jahren gab es das bezahlte Babyjahr.

Parallele zu meiner Biografie

Unsere frühe Mutterschaft setzte sich in vielen Familien in der nächsten Generation fort. Meine Protagonistin Anna wird mit 19 Jahren das erste Mal Mutter. Als sie Oma wird, hat sie ihren 40. Geburtstag bereits hinter sich gelassen – aber noch nicht lange. Der Altersunterschied zwischen ihrem jüngsten Kind und ihrem ersten Enkelkind beträgt nur sieben Jahre. Wie du jetzt weißt, ist dieser Teil der Familiengeschichte meiner eigenen Biografie sehr nah. Wie Anna ihre frühe Rolle als Omi empfindet, erfährst du im sechsten Teil meiner Romanreihe.

Lies auch gern die anderen Artikel rund um die Themen meines Romans.

  1. Armeedienst in der DDR: Einschnitt in das Leben der jungen Männer (Buch 1: Jugendliebe)
  2. Schwiegermütter und Schwiegertöchter – zwischen Konflikt und Nähe (Buch 2: Wendezeit)
  3. Untreue und Lügen – wenn Vertrauen zerbricht (Buch 3: Erinnerung)
  4. Freundschaft mit dem Ex – Funktioniert das wirklich? (Buch 4: Flickenteppich)
  5. Zwei Menschen gleichzeitig lieben? – Gefühle ohne Grenzen? (Buch 5: Lebensträume)
  6. Oma mit 40? – Wenn das Leben eine Generation überspringt (Buch 6: Familienbande

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JE 2025-28

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