Die große Liebe finden – wo ist das Rezept?
Wie können wir die große Liebe finden, die für immer hält und uns rundum glücklich macht? Es gibt sie nicht, wirst du vielleicht sagen. Woran liegt das? Sind wir anspruchsvoller geworden oder wollen wir eine Perfektion, die es im gemeinsamen Leben nicht gibt? Müssen wir ein bestimmtes Alter erreichen, um zu erkennen, wer zu uns passt? Oder ist es einfach Glück, dass uns der oder die Richtige über den Weg läuft? Schauen wir uns das „Ding mit der Liebe“ doch einmal genauer an.
Die große Liebe – gibt es sie überhaupt?
Es gibt auf diese Frage die drei Antworten, die viele von uns bereits Kinder gesucht haben: Wir haben kleine Zweige vom Farn abgepflückt, uns ins Gras gesetzt und an unseren Schwarm gedacht. Will er mit mir gehen?, lautete die Frage aller Fragen. Wir haben die Farnblätter vom Zweig abgerissen und dabei „ja, nein, vielleicht“ vor uns her gemurmelt. Das letzte Blatt lieferte die Antwort.
Ja, nein, vielleicht: Jeder von uns gibt eine andere Antwort auf die Frage, ob es die große Liebe gibt. Das liegt in der Natur der Sache: Liebe ist ein Gefühl, das uns ganz fest an einen anderen Menschen bindet. Wer dieses Gefühl erleben durfte, wird die Frage anders beantworten als jemand, der Pech in der Liebe hatte.
Doch wann ist eine Liebe groß? Gibt es eine Definition, einen Fahrplan oder können wir Liebe lernen? Nein, natürlich nicht. Von den unendlich vielen Weisheiten über die Liebe. möchte ich eine zitieren.
Was du liebst, lass frei. Kommt es zurück, gehört es dir. Für immer.
Konfuzius
Von dem berühmte griechischen Philosophen sind zahlreiche Weisheiten überliefert. Diese muss in ihrem Kern verstanden werden. Natürlich sollen wir uns nicht wild austoben und dann zurückkehren zu dem Menschen, den wir lieben. Konfuzius meint wohl eher die innere Freiheit: In der Liebe müssen wir uns den Freiraum bewahren, der zu bleiben, der wir sind.
Was Liebe und Freiheit miteinander zu tun haben
Jeder von uns hat andere Vorstellungen von dem Leben miteinander. Einer braucht viel Nähe und möchte mit dem Partner am liebsten 24 Stunden am Tag zusammen sein. Es gibt Partnerschaften, in denen die Paare nicht nur miteinander leben, sondern auch miteinander arbeiten. Ein langes gemeinsames Glück definiert sich nicht dadurch, dass wir ständig oder eher selten mit unserem Partner zusammen sind.
Andere Paare leben an verschiedenen Wohnorten und sind mit dieser Konstellation sehr glücklich. Sie sehen sich an den Wochenenden, im Urlaub oder an freien Tagen. Den Alltag verbringen sie nicht miteinander. Beides ist Freiheit: Wir lassen unseren Partner frei, dass er entscheiden kann, wie er leben möchte. Umgekehrt möchten wir ebenfalls freigelassen werden und sagen dürfen, wie wir uns das Leben vorstellen. Wenn beides zueinander passt, kann es die vielleicht große Liebe sein.
Die vielen Facetten der großen Liebe
Die große Liebe hat viele Gesichter. Das ist ganz natürlich: Wir sind alle individuell. Die schönsten Geschichten schreibt das Leben. Es gibt Paare, die sich als Teenager kennenlernen und ihr Leben lang zusammen bleiben. Andere sind mit großer Nähe oder mit großer Distanz glücklich. Manche finden sich auf Umwegen, wiederum andere trennen sich, um festzustellen, dass es ein Fehler war. Schauen wir doch mal in das Privatleben prominenter Menschen. Sie sind in ihren eigenen vier Wänden ebenso wie wi Ehemann, Ehefrau oder Partner. Von einigen ist aus Interviews oder aus Biografien bekannt, dass sie das Glück hatten, ihre große Liebe zu finden.
Peter Alexander und Hilde: Ein Leben voller Nähe
Der große österreichische Entertainer Peter Alexander war 51 Jahre mit seinem „Schnurrdiburr“, der Schauspielerin Hilde Haagen, verheiratet. Sie gab ihre Karriere auf und wurde seine Managerin. In dieser Rolle hatte sie einen großen Anteil an seinem Erfolg.
Peter Alexander litt sein ganzes Leben lang an heftigem Lampenfieber. Wer sich an die großartigen Fernsehshows noch erinnern kann, mag es kaum glauben. Doch er hat es selbst in Interviews erzählt. Seine Hilde war seine große Stütze. Sie vereinbarte nicht nur alle Termine, sondern baute ihn vor den Auftritten auf. Beide führten eine 24-Stunden-Beziehung und waren nur selten in ihrem Leben getrennt.
Nach ihrem Tod im Jahre 2003 zog er sich aus der Öffentlichkeit zurück. Sein Lebenswille war gebrochen. Im Jahre 2009 musste er den Unfalltod seiner Tochter verkraften. Er starb 2011 in seiner Heimatstadt Wien.
Peter Alexander und Hilde führten eine lange Ehe ohne Skandale. Ein selten gewordenes Lebensmodell, in unserer modernen Zeit.
Ruth-Maria Kubitschek und Wolfgang Rademann: Räumliche Distanz
Die Schauspielerin Ruth-Maria Kubitschek und der Regisseur Wolfgang Rademann waren ab 1976 bis zu seinem Tod im Jahre 2016 ein Paar. Sie lebte in der Schweiz, er in Berlin. Sie führten 40 Jahre lang eine Fernbeziehung und fanden auf diesem Wege ihr Glück. Geheiratet hatten sie nie.
Wolfgang war eine sehr schwierige Persönlichkeit. Sehr ichbezogen und er besaß eine große Bindungsschwäche. Seine Freiheit ging ihm über alles. Deshalb ist er auch nie lange bei mir in der Schweiz geblieben.
Ruth-Maria Kubitschek im Interview mit BILD (22.05.2016)
Ruth-Maria Kubitschek war einmal verheiratet und hatte aus dieser Beziehung einen Sohn. Wolfgang Rademann hatte keine Kinder. Ein solches Lebensmodell kann funktionieren, wenn beide Partner stark auf ihr eigenes Leben und auf ihre Berufe fixiert sind.
Eine Fernbeziehung basiert auf gemeinsamen Interessen und einer großen Vertrauensbasis. Beide Partner müssen die Freiheit schätzen und Kraft aus den Zeiten ziehen, die sie miteinander verbringen. Oft gibt es in dieser Art des Zusammenlebens viele schöne Momente. Die Alltagssorgen, die zusammenlebende Paare teilen, sind fern.
Es ist ein Lebensmodell, das Paare in jedem Alter für sich wählen. Dabei ist eine Distanz von 800 Kilometern, der Kubitschek und Rademann trennten, eine besondere Herausforderung. Oft wählen Paare getrennte Wohnungen in einer Stadt, um sich selbst den nötigen Freiraum zu geben. Wenn beide mit diesem Leben glücklich sind, kann es, wie wir an dem prominenten Paar sehen, viele Jahrzehnte funktionieren.
Sängerin Nicole und Wilfried: Jugendliebe
Nicole wurde im Jahre 1982 schlagartig berühmt: Ein junges siebzehnjähriges Mädchen sang mit einer weißen Gitarre auf ihrem Schoß ein Lied über den Frieden. In deutscher Sprache, mitten im Kalten Krieg, in einer britischen Stadt namens Harrogate. Es war der Grand Prix d‘Eurovision de la Chanson. Nicole hat ihn gewonnen. Es war der erste Sieg überhaupt, für Deutschland.
Zu diesem Zeitpunkt war Nicole Hohloch, wie sie als junges Mädchen mit bürgerlichem Namen hieß, bereits mit ihrer Jugendliebe Windfried zusammen. Beide kennen sich nach eigenen Angaben seit ihrem 14. Lebensjahr. Sie heirateten im Jahre 1984, bekamen zwei Töchter und leben in ihrer Heimat, dem Saarland.
Teenager bleiben nur selten zusammen
Viele Mädchen und Jungen erleben die erste Liebe besonders intensiv. Alles ist neu und aufregend. Im Moment des Zusammenseins ist es die große Liebe, die ein Leben lang halten soll. Doch das Paare, die sich wie Nicole und ihr Winfried früh kennenlernen, ein Leben lang zusammen bleiben, ist selten: Die Partnervermittlung Parship präsentierte im Jahre 2017 Ergebnisse einer Umfrage unter den Mitgliedern. Das Ergebnis zeigte, dass nur 34 Prozent der Befragten nach fünf Jahren noch mit ihrer ersten großen Liebe zusammen waren.
Kleiner Fact am Rande: Mein Mann und ich waren 16 und 18 Jahre alt, als wir uns kennenlernten. Wir sind zusammen erwachsen geworden, das ist schon ein faszinierender Prozess. Doch so eine junge Liebe muss auch viele Herausforderungen meistern. Wir alle entwickeln uns weiter, gern auch mal in verschiedene Richtungen. Die große Liebe ist nicht ein Leben lang rosarot. Sie möchte, dass wir an ihr arbeiten.
Charles und Camilla: Lebensliebe
Die Liebesgeschichte von Charles und Camilla ist vermutlich einmal um die ganze Welt gegangen: Beide lernten sich zu Beginn der 1970er-Jahre kennen. Sie begannen eine Affäre, die von Königin Elisabeth nicht geduldet wurde. Camilla heiratete Andrew Parker-Bowles und bekam mit ihm zwei Kinder.
Die Tragödie, in der die Ehe von Charles und Diana endete, ist bekannt: Sie heiratet ihn mit 19 Jahren und glaubt an das Märchen der großen Liebe mit ihrem Prinzen. Er sagt im Verlobungsinterview den vielsagenden Satz: „Was immer man unter Liebe versteht“. Diana lächelt säuerlich. Ihre wahre Bedeutung entfalten die Worte erst Jahre später, nachdem die Welt wusste, dass Charles gern der Tampon von Camilla gewesen wäre. Diana beklagte die Ehe zu Dritt, in der einer zu viel war. Es folgten die Scheidung und ihr tragischer Unfalltod ein Jahr später.
Camilla war mittlerweile geschieden. Sie erduldete Schuldzuweisungen, Schmach und Häme von Presse und Volk und tauchte unter. In einem ihrer seltenen privaten Interviews sagte sie, dass diese Zeit für sie sehr schwer gewesen wäre.
Späte Hochzeit in der Lebensmitte
Drei Jahre nach Dianas Unfalltod zeigte sich Charles mit Camilla erstmals öffentlich. Weitere fünf Jahre später heirateten sie, in Abwesenheit der Queen. Es folgten Diskussionen, ob Camilla nach dem Ableben der Queen Königin werden sollte. Leise, wie es ihre Art ist, erarbeitete sich Camilla ihren Platz in den Herzen des britischen Volkes.
Kurz vor ihrem Tod im Jahre 2022 war es die Queen selbst, die verfügte, dass Camilla den Titel der Queen Consort erhalten solle. Viel zu spät akzeptierte sie die große Liebe ihres Sohnes, die vor den Augen der Weltöffentlichkeit über Jahrzehnte ausgelebt und ausgeschlachtet wurde.
Heute hat Diana den Status der mythischen Prinzessin der Herzen. Dass sie heute Englands Königin wäre, ist kein Thema mehr. Charles und Camilla erfreuen sich einer sehr großen Beliebtheit. Nach turbulenten und traurigen Jahren haben sie sich in der zweiten Hälfte ihres Lebens gefunden.
Zu Beginn des Jahres 2024 wurde bekannt, dass Charles an Krebs erkrankt ist. Camilla absolvierte ein hohes Terminpensum und stand ihrem Mann zur Seite. Es ist beiden zu wünschen, dass sie noch viele Jahre auf dem Thron verbringen können. Charles musste lange warten und hat ein weiteres Schicksal nicht verdient. Seine Liebe zu Camilla wurde „der Firma“ geopfert, wie sein Vater, Prinz Philip, die Familie zu nennen pflegte. Er hätte sich als junger Mann gegen seine Mutter durchsetzen müssen. Doch das war in den damaligen Kreisen nicht üblich.
Liz Taylor und Richard Burton: Nicht miteinander, nicht ohne einander
Die Liebesgeschichte von Elizabeth Taylor und Richard Burton beherrschte die Klatschspalten in der westlichen Welt zwischen den 1960er und 1970er-Jahren: Gemeinsam spielten sie im Jahre 1963 in dem Klassiker „Cleopatra“. Am Set lernten sie sich kennen: Die Rede ist von der berühmten „Liebe auf den ersten Blick“. Zu diesem Zeitpunkt waren beide mit anderen Partnern verheiratet. Sie ließen sich scheiden und heirateten im Jahre 1964.
Die Ehe hielt zehn Jahre. Sie prägte die Schlagzeilen der Boulevardblätter: Es war die Rede von Alkohol und unvollstellbarem Luxus. Es mag nicht alles stimmen, doch überliefert ist, dass Taylor und Burton nicht voneinander loskamen: Sie heirateten im Jahre 1975, nur ein Jahr nach ihrer Scheidung, ein zweites Mal. Die Ehe dauerte keine zwölf Monate. Die zweite Scheidung war endgültig: Beide heirateten danach noch zwei Mal. Taylor war insgesamt achtmal, Burton fünfmal verheiratet.
Ihr Interesse aneinander blieb bis zu Richard Burtons frühem Tod im Jahre 1984 bestehen. Sie spielten gemeinsam in elf Filmen und sprachen in Interviews immer wieder übereinander.
Richard und ich hatten eine unglaubliche Chemie miteinander. Wir konnten einfach nicht genug voneinander bekommen.
Elizabeth Taylor
Man kann zwei Dynamit-Stangen nicht immer wieder gegeneinander schlagen, ohne zu erwarten, dass sie explodieren.
Richard Burton
War es die große Liebe, die keinen Bestand hatte, weil das Paar so berühmt war? Weil Burton der Alkoholsucht verfallen war? Oder weil der Glamourfaktor von Liz alles überstrahlte? Von den Dreharbeiten zu „Cleopatra“ ist bekannt, dass beide Schauspieler mit dem Küssen gar nicht aufhören konnten. Vielleicht hätten sie als Miss und Misses Miller in einem kleinen Ort in Großbritannien ein ganzes glückliches Leben miteinander verbracht.
Johannes Heesters und Simone Rethel: Große Liebe mit Altersunterschied
Simone Rethel schwärmte schon als junges Mädchen in den Schauspieler und Sänger Johannes Heesters. In ihrem Zimmer hingen Poster, sie verliebte sich ein bisschen in ihn. Der aus den Niederlanden stammende Künstler war 46 Jahre älter, verheiratet und hatte zwei Töchter. Seine Frau starb im Jahre 1985, nach 55 Jahren Ehe. Heesters war zu diesem Zeitpunkt 82 Jahre alt.
Rethel war selbst eine erfolgreiche Schauspielerin, sie malte und schrieb Bücher. Früh lernte sie Heesters am Rande der Bühne kennen. Doch erst nach dem Tod seiner Frau kamen sie sich näher. Bei der Hochzeit im Jahre 1992 war Rethel 42 Jahre alt. Johannes Heesters hatte seinen 88. Geburtstag hinter sich gelassen.
Unbeirrt von manchen Kommentaren aus der Presse und aus dem Bekanntenkreis lebten Simone Rethel und Johannes Heesters ihr Glück.
Wir haben immer so gelebt, als hätten wir noch 30 Jahre Zeit.
Simone Rethel
Es wurden 20 glückliche Jahre, die Simone Rethel mit ihrer großen Liebe verbringen durfte. Johannes Heesters starb am Heiligen Abend des Jahres 2011 im Alter von 108 Jahren. Er war erblindet, stand aber trotzdem auf der Bühne – gemeinsam mit seiner Frau. Simone Rethel hat keine eigenen Kinder und war nur dieses eine Mal verheiratet. Eine Lebensliebe, die in der frühen Jugend begann.
Liebe kennt keinen Altersunterschied. Oft wird die Verbindung von Paaren hinterfragt, vor allem dann, wenn ein Partner berühmt und wohlhabend ist. Letztlich gilt, was für alle Beziehungen gelten sollte: Es geht niemanden etwas an, wie andere Menschen leben möchten. Vorverurteilungen sollten immer tabu sein.
Simone Rethel sagte einmal, dass „viele schlimme und verletzende Dinge gesagt und geschrieben wurden“. Dabei war sie selbst schon lange vor ihrer Verbindung mit Heesters eine gefragte Schauspielerin. Ihren Beruf gab sie für die Verbindung auf. Das Erbe für die Töchter war vor der Hochzeit mit Heesters geklärt. Dennoch kehrte erst spät Ruhe ein.
Es ist traurig, dass Liebe, die nicht einer vermeintlichen Norm entspricht, Gegenstand unsinniger Diskussionen ist. Nicht nur bei Prominenten. Auch im Leben des kleinen Mannes. Jeder liebt, wie er möchte und wen er möchte. Wir sollten uns mit den Menschen freuen, die ihre große Liebe gefunden haben. Ein Urteil steht niemandem zu.
Helga und Fritz: Wenn Stolz stärker ist als Liebe
Es ist eine Liebesgeschichte aus meinem privaten Umfeld. Ich gebe dem Paar die Namen Helga und Fritz. Beide lernten sich in den 1950er-Jahren in der DDR beim Studium kennen. Sie heirateten, bekamen zwei Kinder, waren beruflich erfolgreich. Und ausgesprochen attraktiv. Das wurde Fritz zum Verhängnis: Als Dozent ließ er sich auf eine Affäre mit einer Studentin ein. Die Liaison hatte Folgen: Die Studentin bekam ein Baby.
Helga war tief verletzt. Sie trennte sich und reichte die Scheidung ein. Doch das Band zu Fritz riss nicht ab: Sie lebten fortan in verschiedenen Wohnungen, teilten sich aber weiterhin ein Sommerhaus auf dem Land, das sie als Ehepaar gekauft hatten. Fritz fand eine neue Lebensgefährtin, Helga heiratete ein zweites Mal. Der Mann verstarb an einer schweren Krankheit, die Beziehung zwischen Fritz und der Lebensgefährtin war locker.
Trotz Trennung und Scheidung lebten Helga und Fritz in ihrem Sommerhaus miteinander. Er kümmerte sich um den Garten und schlief in einem eigenen Zimmer. Als er starb, ließ sich Helga in der Todesanzeige in der ersten Zeile nennen. Die Lebensgefährtin wurde an letzter Stelle erwähnt. Hinter den Kindern. Helga kümmerte sich um die Beisetzung und wählte das Grab aus. Dort trauerten drei Frauen um Fritz: Helga, die Lebensgefährtin und die einstige Studentin, die ihre Tochter zum Abschied ihres Vaters begleitete. Diese hatte ihn nur wenige Male in ihrem Leben gesehen.
Für Helga war Fritz die große Liebe. Ihr Stolz hat verhindert, dass sie mit ihm gemeinsam als Paar alt werden durfte. Sie hat ihn viele Jahre überlebt, aber nie zugegeben, dass es besser gewesen wäre, die Affäre mit der Studentin zu verzeihen.
Verlieben, trennen, neu beginnen: Ein Trend unserer Zeit
Kehren wir zurück in unsere Zeit und wagen einen Blick auf die Liebe. Dass Paare seit Jahrzehnten zusammenleben, ist selten geworden. Studien beschäftigten sich gern mit dem Thema. Wie viele Beziehungen hat ein Mensch in seinem Leben? Im Durchschnitt sind es 3,8. Das allein sagt nichts darüber aus, ob er die große Liebe erlebt hat.
Sicher ist, dass sich Paare heute schneller trennen, als dies noch vor 50 Jahren der Fall war. Die Gründe sind vielschichtig. Frauen sind unabhängig, selbstbewusst und können sich selbst versorgen. Früher, so heißt es oft, hatten Ehen nur deshalb lange Bestand, weil die Frau vom Mann abhängig war und sich von ihm vieles bieten ließ.
In unserer modernen Welt haben wir viel mehr Möglichkeiten. Damals waren junge Paare eher an ihr Zuhause gebunden. Sie heirateten früh, bekamen jung Kinder und waren in der Mitte des Lebens wieder allein. Reisen, berufliche Weiterentwicklung, Mobilität: All dies spielte nur eine untergeordnete Rolle. Die Familienstrukturen waren fester. Dies klingt heute für manchen von uns eintönig: Es war aber auch ein Halt, der vielen Menschen heute fehlt.
Nicht zuletzt sind die Ansprüche höher geworden: Der Partner soll diese und jene Eigenschaft mitbringen. Wenn sich nach zwei oder drei Jahren herausstellt, dass etwas nicht passt, kommt die Trennung. Mit ihr ein Neuanfang. Und wieder eine Trennung. 3,8 Mal geht das, wenn wir der Statistik Glauben schenken. Was auch immer die Gründe sind, aus denen Beziehungen heute nicht mehr so lange halten: Die große Liebe war es wohl nicht.
So viele Fragen
Kommen wir zurück zu den Fragen, die sich rund um die große Liebe auftürmen. Gibt es sie? Wo finden wir sie? Ist sie ein Relikt aus einer längst vergangenen Zeit?
Wir Menschen sind ein Produkt der Evolution. Wir entwickeln uns langsamer, als wir es vielleicht denken. Der technologische Fortschritt, die Veränderungen in der Berufswelt und der familiären Strukturen haben keinen Einfluss auf unseren Organismus. Diese Veränderungen dauern Jahrhunderte. Dies bedeutet, dass wir als moderner Mensch von heute die große Lebensliebe finden können.
Vielleicht müssen wir in unserer schnellen und bunten Welt mehr Glück haben als damals, in einer Zeit, in der sich Paare beim Dorftanz kennenlernten. In der ersten Krise sollten wir den Wert der Beziehung erkennen, anstatt auseinanderzurennen, in der Überzeugung, dass sich etwas Besses findet. Zwischen der Arbeit, den Kindern, dem Smartphone und Netflix ist gemeinsame Zeit mit dem Partner sehr wichtig. Doch wenn es die große Liebe ist, bleiben die Probleme dann nicht automatisch vor der Tür?
Liebe ist kein Selbstläufer
Können wir davon ausgehen, dass Menschen, die 60 oder 65 Jahre verheiratet sind, ihre große Liebe gefunden haben? Unsere regionale Zeitschrift MAZ stellt Paare vor, die in Brandenburg ihre Diamantene oder Eiserne Hochzeit feiern. Sie erzählen von ihrem Kennenlernen und von ihrem gemeinsamen Leben, das in jungen Jahren durch den Krieg und die Nachkriegszeit geprägt war.
Die Paare werden nach ihrem Rezept gefragt. Was ist wichtig, in einer so langen Partnerschaft?
Sicher haben wir uns öfter mal gestritten, dann aber auch immer wieder schnell vertragen … Krieg und Liebe … Natürlich gab es auch schwere Zeiten, die … wir … durchgestanden haben. Aber nach Regen hat es auch immer wieder Sonnenschein gegeben.
Quelle: Horst Leib anlässlich seiner Eisernen Hochzeit mit Ehefrau Gilda. MAZ vom 5.9.2023
Nach einem Rezept für 65 gemeinsame Ehejahre befragt, sind sich die Jubilare völlig einig: Immer zusammenhalten – in guten wie in schlechten Zeiten!
Anita und Wolfgang Schwarz. MAZ vom 8.11.2022
Einen Geheimtipp für eine so lange Ehe haben die beiden nicht parat. Nur so viel: Sie sagen, nach einem Streit muss man sich wieder vertragen und darf nicht nachtragend sein.
Erika und Siegfried Falkenthal anlässlich ihrer Gnadenhochzeit. MAZ vom 4.11.2023
Die Antworten gleichen sich. Streit ist normal. Sich wieder vertragen, ist wesentlich. Die große Liebe spielt keine Rolle. Sie scheint selbstverständlich zu sein, nach langen Jahrzehnten der Ehe.
Daraus ergibt sich die Botschaft, dass die Liebe niemals so rosarot bleibt, wie sie in den ersten Monaten, vielleicht noch in den ersten beiden Jahren ist. Dann beginnt der Alltag. Die kleinen Macken, über frischverliebte Paare anfangs lachen, werden mit der Zeit zu einem großen Problem. Damals haben die Paare miteinander geredet. Sich gestritten und wieder versöhnt. Heute geben viele Paare zu schnell auf. War es nicht die große Liebe? Oder fehlte die Geduld?
Zutaten für die große Liebe
Welche Zutaten kannst du mixen, um das perfekte Rezept für die große Liebe zu kreieren? Gibt es ein einziges Rezept oder mehrere? Können es alle Menschen gleichermaßen anwenden?
- Die große Liebe ist vom Lebensalter unabhängig
- Eine 24-Stunden-Beziehung kann das große Glück bringen
- Die Fernbeziehung ebenso
- Liebe erfordert Streit und Versöhnung
- Und das Verzeihen
Die Rezeptur hört sich einfach an. Sie ist im Alltag aber schwierig anzuwenden. Wenn es nicht so wäre, gäbe es nicht so viele Trennungen und Scheidungen.
Das Gefühl hat sich nicht verändert
Die große Liebe gibt es heute genauso wie vor 50, 60 oder 70 Jahren. Das Gefühl hat sich nicht verändert. Doch die Zeit ist eine andere. Wir sind es gewohnt, Dinge, die Probleme bereiten, zu erneuern. Früher wurde repariert, heute wird ausgetauscht. Dies gilt nicht nur für den Fernseher und die Küchenmaschine, sondern auch für die Beziehung.
Es gibt sie, die große Liebe
Liebe ist ein Gefühl, das jeder von uns anders definiert und anders empfindet. Es gilt, den Menschen zu finden, in dem du die eigenen Wünsche und Vorstellungen wiederfindest. Dabei spielt es keine Rolle, ob du mit ihm 24 Stunden zusammen sein oder in einer anderen Stadt leben möchtest. Das Alter ist egal und der Ort, an dem du ihm begegnest, sowieso.
Wichtig ist, dass du den Wert der Verbindung erkennst. Wenn alles passt, dann halte den Menschen fest. Streite, versöhne und verzeih. Vielleicht merkst du nicht sofort, dass du deine große Liebe gefunden hast. Die Gewissheit kommt mitunter erst nach einigen Jahren.
An deine große Liebe bist du oft ein Leben lang gebunden. Auch, wenn ihr euch getrennt habt. Tiefe Gefühle verschwinden nicht. Sie bleiben bestehen.
Die große Liebe musst du nicht suchen. Du musst erkennen, dass du sie gefunden hast. Dann halte sie ganz fest. In guten Tagen. Und in den schlechten erst recht. Nur der Anfang ist leicht, unbeschwert und rosarot. Das Leben ist es nicht. Wenn du das gemeinsam mit deinem Partner erkennst und wenn es euch gelingt, die Klippen der Zeit zu umschiffen: Dann habt ihr eure große Liebe gefunden.